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Kreis Günzburg: Blumen säen, Naturschutz ernten

Der Landkreis Günzburg hat eine Blühfläche gesät, das Burgstalltheater dafür Geld gespendet

Zuerst das beständige Surren der Wildbienen, dann das Geräusch vorbeifahrender Autos. Karl Högel schiebt mit dem Fuß die Wildblumen zur Seite. Störrisch und verzweigt sind sie mit dicken Stängeln aus der Erde geschossen. Für seine Frau wird er später einen Blumenstrauß pflücken. Jetzt aber sucht er einen Platz fürs Foto. Högel gehört zum Burgstalltheaterverein, zugleich arbeitet er am Landratsamt Günzburg.

Er hat am Abend Schauspieler und Vertreter der Behörde eingeladen, das Blumenmeer an der Kreisstraße zu bestaunen. Ohne den Theaterverein wäre es hier weniger bunt:  Über 1.100 Euro hat das Burgstalltheater an den Landkreis gespendet. Der wiederum hat sich bereit erklärt, mit dem Geld Blühflächen anzulegen. Das war im vergangenen Jahr. Heute leuchten hier Blüten in lila, gelb und orange. Sie stehen dicht gedrängt auf der Fläche eines kleinen Fußballfeldes. Dazwischen verstecken sich Margeriten in weiß.

Högel hat die Fläche für die Gäste gekennzeichnet: Ein Kreuz auf Papier – irgendwo zwischen Bayersried, Mindelzell und Balzhausen. Gegen 18 Uhr sind alle da. Der Arbeitstag war lang. Die Laune steigt. Wie kann sie das nicht? Am Abend bei Sonnenschein in einem Blumenteppich stehen. Der Grund, diese Wiese anzulegen, liegt nah: Erholung fürs Auge. Aber vor allem: Das Bienensterben aufhalten, ein Zeichen setzen, dass jeder etwas tun kann. Ein paar Blumensamen aus dem Supermarkt reichen ja schon.

Blumenwiese Landkreis Guenzburg Kind
Foto: Jenny Schack

Die Gäste finden ihren Weg durch die dichtbewachsene wilde Wiese. Ottmar Frimmel, von der Naturschutzbehörde am Landratsamt freut sich über die Farben, sagt aber ganz klar: „Das Artensterben ist kein rein ästhetisches Problem. Rund 90 Prozent unserer Nutzpflanzen werden von Insekten bestäubt. Wenn die keine Nahrung finden und sterben, dann ist das auch schnell ein wirtschaftliches Problem“. Das Artensterben ist nicht zuletzt auf verschwindende wilde Wiesen und den Einsatz von Pestiziden zurückzuführen, ergänzt Landrat Hans Reichhart. Er hat sich fürs Foto mit Schauspielern und Vertretern des Landratsamtes mitten in die summende Wiese gestellt. „Als Landkreis wollen wir zeigen, dass jede ungenutzte Fläche das Potential hat, eine blühende Wiese zu werden – und damit anregen, selbst tätig zu werden. Das muss nicht gleich ein Fußballfeld voller Blumen sein. Wenn viele Menschen mitmachen und Pflanzen säen, dann schaffen wir zusammen eine große Fläche – fürs Auge und für den Naturschutz.“

Karl Högel ist zufrieden. Die Idee aus dem Erlös der Programmhefte am Ende eine Blumenwiese zu zaubern ist aufgegangen. Als sich die Gäste verabschieden, sucht er noch schnell den Blumenstrauß für seine Frau zusammen. Hier ist es erlaubt, Blumen zu pflücken – und es ist möglich.

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