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Niederbayern: Falsche Polizeibeamte ergaunern weit über einer Million Euro

Mit der Betrugsmasche „Falsche Polizeibeamte“ hat eine Tätergruppierung in den vergangenen Wochen zwei niederbayerische Mitbürger jeweils um einen sechsstelligen Eurobetrag gebracht. Nun konnte ein Abholer festgenommen werden. Weitere Ermittlungen laufen.

Seit Mitte September wurde eine Rentnerin aus dem Raum Deggendorf von falschen Polizeibeamten fast täglich angerufen und zunehmend eingeschüchtert. Unter ständig steigendem Druck wurde sie letztlich dazu gebracht, Vermögenswerte in Höhe von rund 600.000 Euro auszuhändigen. Darunter ein beträchtlicher Bargeldbetrag und große Mengen an Gold. Eingeleitete Ermittlungen ergaben Hinweise, dass am 26.10.2020 eine erneute Übergabe stattfinden sollte. Die Kriminalpolizei Niederbayern hat den Einsatz in enger Zusammenarbeit mit der örtlich zuständigen Polizeiinspektion Deggendorf, Unterstützungskräften der Operativen Ergänzungsdienste Straubing und der Staatsanwaltschaft Deggendorf vorbereitet und durchgeführt. Schließlich konnte am Dienstag (27.10.20) ein 33-jähriger Mann mit kosovarischer Staatsangehörigkeit festgenommen werden. Er wollte einen Koffer abholen, in welchem er wertvolle Goldbarren vermutet hatte. Der 33-Jährige wurde am Mittwoch der Ermittlungsrichterin am Amtsgericht Deggendorf vorgeführt. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Deggendorf erging Haftbefehl. Er wurde umgehend in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.

Im Rahmen der weiteren Ermittlungen konnte der 33-Jährige mit anderen gleichgelagerten Taten in ganz Bayern in Verbindung gebracht werden. Offenbar gehört er einer ausländischen Tätergruppierung an. Unter anderem wurde auch ein Rentner aus Straubing Opfer derselben Gruppierung. Er hatte bereits Anfang Oktober Gold im Wert von über 100.000€ und rund 35.000 Euro Bargeld an den 33-jährigen Abholer ausgehändigt.

Nach derzeitigen Erkenntnissen wurde der Kosovare nicht nur in Niederbayern, sondern im gesamten Bundesgebiet zur Abholung von Bargeld und Wertgegenständen bei älteren Personen eingesetzt. Unter dem Vorwand, dass es sich bei den Anrufern um Polizeibeamte handeln würde, die das Vermögen der Rentnerinnen und Rentner nach einem angeblichen Einbruch in der Nachbarschaft sicher verwahren würden, erhielt der Geldabholer nach aktuellem Ermittlungsstand Vermögenswerte von insgesamt weit über einer Million Euro übergeben. Das Bargeld und die Wertgegenstände gab er seinen Angaben zufolge an andere Mittäter weiter und erhielt dafür eine entsprechende Entlohnung. Weitere kriminalpolizeiliche Ermittlungen wurden diesbezügliche eingeleitet.

Die Polizei ruft in diesem Zusammenhang erneut dazu auf, Bekannte und Angehörige über die verschiedenen Betrugsmaschen und insbesondere die derzeit vermehrt auftretenden „Falschen Polizeibeamten“ aufzuklären. Auch wenn viele der Taten im Versuchsstadium bleiben, weil schon ein Großteil der Bevölkerung entsprechend informiert ist, kommt es doch immer wieder zu Fällen, bei denen Betroffene um ihre Vermögenswerte gebracht werden.

Tipps der Polizei:

  • Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträge bitten oder dazu auffordern, Geld oder Wertsachen herauszugeben.
  • Die Polizei ruft Sie niemals unter der Notrufnummer „110“ an. Sollten Sie bei der Polizei zurückrufen, drücken Sie dabei nicht die „Rückruftaste“, da Sie sonst möglicherweise wieder bei den Betrügern landen. Wählen Sie die Nummer SELBST!
  • Lassen Sie sich nicht weiterverbinden. Bestehen Sie darauf, selbst bei Ihrer zuständigen Polizeiinspektion nachzufragen und wählen Sie die Ihnen bekannte Nummer, nachdem Sie einmal richtig aufgelegt haben.
  • Informieren Sie sich als Angehöriger über die verschiedenen Betrugsformen (Enkeltrick, falsche Polizeibeamte usw.).
  • Helfen Sie Ihren Angehörigen und Bekannten dabei, gegebenenfalls den Vornamen im Telefonbucheintrag abkürzen zu lassen oder entfernen Sie den Eintrag im Telefonbuch vollständig. Die Täter suchen im Telefonbuch nach Vornamen, die überwiegend der älteren Bevölkerungsgruppe zuzuordnen sind.
  • Bestärken Sie Ihre Angehörigen darin, einfach aufzulegen, wenn ein Anruf verdächtig erscheint. Anschließend sollte die Polizei über 110 verständigt werden.
  • Wirken Sie darauf hin, dass Ihr Angehöriger keine größeren Geldbeträge oder Wertgegenstände zuhause aufbewahrt.

Weitere Tipps und Hinweise zu den verschiedenen Betrugsmaschen erhalten Sie unter anderem auf der Homepage der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder unter www.polizei-beratung.de . Wenn Sie bereits Opfer einer Straftat wurden, scheuen Sie sich nicht, bei der Polizei Anzeige zu erstatten. Meist ereilt Betroffene ein Schamgefühl, wenn Ihnen bewusst wird, dass sie Betrügern aufgelaufen sind. Aber: Jeder kann Opfer werden! Auch junge Mitbürger sind von Telefonbetrügereien betroffen! Das Vorgehen der Täter ist äußerst professionell und oftmals werden Betroffene massiv unter Druck gesetzt! Informieren Sie sich und erstatten Sie Anzeige! Auch wenn Sie bereits Opfer wurden, kann Ihre Anzeige helfen, andere Betroffene zu schützen. Außerdem können Sie mit Ihrer Anzeige wertvolle Informationen für die kriminalpolizeilichen Ermittlungen beisteuern.

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