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Kosten für Rettungsdienst-Einsätze in acht Jahren verdoppelt

Die Kosten für Einsätze von Rettungswagen gehen bundesweit stark in die Höhe. Zusammenlegung der Notrufnummer und der des ärztlichen Notdienstes geplant.
Nach Informationen der „Welt am Sonntag“ haben sich die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen in den vergangenen acht Jahren nahezu verdoppelt: auf 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2016. Demnach rückten zuletzt bundesweit rund 5,2 Millionen Mal Rettungswagen aus.

Rettungsdienst immer öfter zu Bagatelleinsätzen gerufen
Verantwortlich für diese Kostenexplosion ist nach Ansicht von Politikern eine stark gestiegene Anspruchshaltung der Patienten. Immer häufiger werde wegen Bagatellen die Notfallnummer 112 gewählt, sagte etwa die gesundheitspolitische Sprecherin der Union im Bundestag, Karin Maag (CDU), die eine „Neustrukturierung der Notfallversorgung“ in dieser Legislaturperiode ankündigte. „Dabei werden wir auch über bestehende Strukturen sprechen, die bislang nicht so gut funktionieren.“

Ist der kassenärztliche Notdienst auch bald über die 112 erreichbar?
Geplant sei konkret eine Zusammenlegung der Notrufnummer 112 mit der Nummer des ärztlichen Notdienstes 116 117. Diese Nummer sei den meisten Patienten bisher kaum bekannt, sagte auch die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Sabine Dittmar. „Es ist also wenig verwunderlich, dass es zu Fehlsteuerungen kommt.“ Die für Gesundheitsthemen verantwortliche Bundestagsabgeordnete der Grünen, Kirsten Kappert-Gonther, regte zudem die Einrichtung einer Handy-App für Patienten an.

„Darin könnten Hilfesuchende zu jeder Tages- und Nachtzeit die jeweils in ihrer Nähe verfügbaren Hilfsangebote angezeigt bekommen.“ Aus Sicht der Krankenkassen sorgt neben der gestiegenen Anspruchshaltung von Patienten auch ein problematisches Konstrukt für den Kostenanstieg: Während die Kommunen die Rettungsdienste in ihrer Stadt organisieren – über eigene Berufsfeuerwehren oder die Vergabe meist an Hilfsorganisationen – und die Preise dafür festsetzen, müssen die Krankenkassen die Einsätze bezahlen. Für die Kommunen bestehe somit kein Anreiz, die Einsatzzahlen zu begrenzen.

„Wir sind in diesem Bereich komplett zahnlos“, sagt der Leiter des Bereichs Rettungsdienste bei der AOK Rheinland/Hamburg. Zudem verteuern immer wieder Fälle von Abrechnungsbetrug das Rettungswesen. Bundesweit ermitteln derzeit nach Informationen der „Welt am Sonntag“ Staatsanwaltschaften gegen private und gemeinnützige Anbieter, die gegenüber den Kassen nicht erbrachte Leistungen bei Rettungsfahrten abgerechnet haben sollen. Abrechnungsbetrug ist offenbar auch bei Krankenfahrten verbreitet, also nicht lebensbedrohlichen medizinischen Fahrten – etwa für Gehbehinderte oder Pflegebedürftige. Auch hier stiegen die Ausgaben der Krankenkassen in den vergangenen acht Jahren spürbar, sei es mit Krankentransportwagen oder Taxen und Mietwagen. (dts Nachrichtenagentur)

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