Bequem, aber nicht risikolos: Das intelligente Zuhause und seine Risiken
BLKA warnt vor laschem IT-Schutz bei Smart-Home-Systemen
Smart-Home-Anwendungen werden immer beliebter – Schlaue Lichtsysteme und Alarmanlagen können Einfallstor für Kriminelle sein – BLKA gibt Tipps, worauf Nutzer achten sollten
Aktuell ist es nach Einschätzung der Experten des Bayerischen Landeskriminalamts (BLKA) für Einbrecher zwar noch leichter, nicht geschützte Fenster und Türen mit einem Schraubendreher zu öffnen. Doch Sicherheitslücken bei intelligenten Systemen im Haushalt, sogenannten Smart-Home-Anwendungen, werden zunehmend zum Risiko. Denn während mit dem Smartphone oder Tablet steuerbare Alarmanlagen und Lichtsysteme bei den Verbrauchern immer beliebter werden, ist der IT-Schutz bei den Geräten oft zu lasch. Davon können Kriminelle profitieren.
Das BLKA ruft in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung, die durch die Corona-Pandemie teilweise noch beschleunigt wird, deswegen zu einem umsichtigen Umgang mit den Geräten auf, um Sabotage und Angriffen von außen keine Chance zu geben.
Doch was genau ist eigentlich als Smart Home zu verstehen?
Bei Smart-Home-Systemen sind unterschiedliche Geräte zu Hause miteinander vernetzt. Sie kommen unter anderem im Haushalt zum Einsatz, im Bereich der Sicherheit, der Unterhaltung und im Energiemanagement. Das Internet liefert die Grundlage, denn es verbindet die Geräte untereinander und ermöglicht einen Datenaustausch. Die meisten Systeme setzen auf Funktechnik. Die Daten können lokal oder dezentral in einer Cloud gespeichert werden.
Der Markt dafür wächst. Gemäß einer Erhebung des Datenportals Statista, dem Statista Global Consumer Survey 2020, nimmt die Zahl der Smart-Home-Haushalte in Deutschland in den kommenden Jahren immer weiter zu.
Doch was genau ist eigentlich als Smart Home zu verstehen?
Kriminelle können über das Internet Lebensgewohnheiten ausspionieren und – wenn sie nicht ausreichend geschützt sind – Daten aus dem Heimnetzwerk abgreifen, um etwa einen Einbruch vorzubereiten. Vor allem bei Systemen, die der Sicherheit dienen und die der Nutzer selbst installieren muss, mangelt es oft an integriertem Schutz. Wenn sich ein Angreifer Zugang zu einem Netzwerk verschafft hat, kann er auch spezielle Schad-Software dort einspeisen. Diese ermöglicht es ihm, das betroffene Netz für Angriffe auf andere Netze zu nutzen – und dabei unerkannt zu bleiben.
Belastbare Zahlen zu Wohnungseinbrüchen, die auf Smart-Home-Geräte zurückgehen, hat das BLKA noch nicht. Das Phänomen ist neu, und Kriminelle müssen ihr Handwerk erst an die neuen Möglichkeiten anpassen. „Wir gehen aber davon aus, dass unzureichend geschützte Netzwerke für Einbrecher immer interessanter werden“, sagt der Präsident des Bayerischen Landeskriminalamts, Harald Pickert. „Darauf müssen wir uns als Ermittler strategisch einstellen.“ Auch Kriminalitätsphänomene wie Stalking und Erpressung seien in Zusammenhang mit Smart-Home-Systemen denkbar.
Worauf sollten Nutzer achten?
Deswegen appelliert das BLKA an Nutzer, ihre Smart-Home-Anlagen ausreichend zu schützen. Dazu gehören regelmäßige Sicherheitsupdates, regelmäßiges Ändern der Passwörter und eine Aktivierung der Firewall des Routers.
Vor allem auch bei Sicherheitssystemen wie Alarmanlagen ist Vorsicht geboten. Nicht jedes Produkt auf dem Markt bietet echten Einbruchschutz, viele vermitteln Nutzern lediglich ein Gefühl von Sicherheit. Das BLKA empfiehlt deshalb, ausschließlich DIN geprüfte und zertifizierte „Gefahrenwarnanlagen“ oder „Alarmanlagen mit Smart-Home-Funktion“ zu verwenden, um die Mindestanforderungen etwa für eine hinreichende Verschlüsselung zu erhalten. Einbau, Betrieb und Instandhaltung sollte ein zertifizierter Fachbetrieb übernehmen.
Die Experten beim BLKA arbeiten derzeit an einem neuen Präventions- und Smart-Home-Raum. Dort sollen die modernsten Methoden und die aktuelle Technik zum Thema Einbruchschutz dargestellt werden. Der Raum soll vor allem der Fortbildung der kriminalpolizeilichen Fachberater, aber auch als Testlabor für mögliche Sicherheitsrisiken dienen.