Deutschland & Welt

Bioland kritisiert Preispolitik der Einzelhändler


Foto: Supermarkt, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Präsident des Ökobauern-Verbands Bioland, Jan Plagge, kritisiert die hohen Preise für Bio-Lebensmittel im deutschen Einzelhandel. „Es gibt teilweise Erhöhungen der Verkaufspreise für die Verbraucher im Biobereich, die nach unserer Einschätzung spürbar über den realen Kostensteigerungen liegen“, sagte er der „Welt am Sonntag“.

„Diese hohen Preissprünge dämpfen die Nachfrage.“ Dabei seien die Kosten für die Bioproduktion weniger angestiegen als im konventionellen Bereich. Der Handel verhindere also durch seine Preispolitik, dass Biolebensmittel die Inflation dämpften. „Der Preissetzer ist ein großer Handelskonzern als Platzhirsch im Markt. Darüber, was die Motivation von diesem Konzern ist, wird viel spekuliert“, sagte Plagge in Bezug auf Aldi.

„Ich vermute, sie wollen aktuell die Preisgrenzen für Biomilch austesten“, sagte er. Dabei nehme der Handel in Kauf, dass die Absätze und auch die Akzeptanz beim Verbraucher für Bioprodukte zurückgingen. „Das ist kontraproduktiv. So schaffen wir die Agrarwende nicht“, warnte Plagge.

Die Kooperation, die Bioland mit dem Discounter Lidl eingegangen ist, bereue er dennoch nicht, sagte Plagge: „Discounter arbeiten sehr kosteneffizient. Sie sorgen dafür, dass wir viele Verbraucher erreichen, die nicht in Biomärkte gehen.“ Von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) forderte er mehr Tempo.

„Es geht viel zu langsam“, kritisierte der Agrarökonom. Es gebe im Berliner Landwirtschaftsministerium „gute Zuhörer und auch eine gute Dialogkultur“. Da könne man sich überhaupt nicht beschweren. „Das, was jetzt fehlt, ist der Output“, sagte Plagge.

Als Folge gebe es eine deutliche Verlangsamung bei der Umstellung von Höfen auf Bio. „Die Landwirte sind verunsichert – auch weil es von der Politik noch keine klaren Rahmenbedingungen gibt“, sagte Plagge. „Ein zentraler Punkt ist, wie die vielen Milliarden der europäischen Agrarpolitik eingesetzt werden. Hier muss Özdemir jetzt Farbe bekennen und den Ökolandbau deutlich stärken. Mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung ist ein weiteres Topthema“, sagte er.

Die verbindliche Tierhaltungskennzeichnung, die Özdemir im Sommer vorgestellt hat, sei dabei ein richtiger erster Schritt. „Aber das allein reicht nicht aus. Uns enttäuscht, dass es noch kein Finanzierungskonzept für den Umbau der Tierhaltung gibt. Da muss vor allem die FDP über ihren Schatten springen“, forderte der Bioland-Chef.

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