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Deutlich mehr sexualisierte Gewalt gegen Kinder im Netz


Foto: Tastatur, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Zahl der festgestellten Missbrauchsdarstellungen an Kindern und Jugendlichen im Internet ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Die Polizei verzeichnete einen Anstieg von 108,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, teilten das BKA und die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, am Montag mit.

In der Polizeilichen Kriminalstatistik wurden demnach im Jahr 2021 39.000 Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung von Darstellungen sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen erfasst. Die Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch stiegen unterdessen um 6,3 Prozent auf über 15.500. Das Dunkelfeld insgesamt und auch der Anteil an Straftaten, von denen die Polizei keine Kenntnis erhält, dürfte um ein Vielfaches größer sein. Nach Angaben der Missbrauchsbeauftragten gehen Schätzungen davon aus, dass in Deutschland pro Schulklasse 1-2 Schüler von sexueller Gewalt in unterschiedlichsten Lebensbereichen betroffen sind. Neben den PKS-Zahlen verweisen auch internationale Zahlen auf eine Zunahme der sexuellen Ausbeutung von Kindern online.

Nach Angaben des Jahresberichts 2021 der britischen Internet Watch Foundation (IWF) gab es im letzten Jahr 252.194 aufgefundene Webseiten mit abgebildetem, verlinktem oder beworbenem Material. Das sind 64 Prozent mehr als 2020. Rund 38 Prozent der Websites, bei denen Material gemeldet wurde, zeigten Vergewaltigungen oder sexualisierte Folter von Kindern und rund 62 Prozent andere Missbrauchsdarstellungen. Die Meldestelle des NCMEC (National Center for Missing & Exploited Children) „Cyber Tipline“ in den USA erhielt unterdessen im vergangenen Jahr 29,3 Millionen Hinweise auf Missbrauchsdarstellungen – 35 Prozent mehr als im Vorjahr (21,7 Millionen).

„Das gestiegene Hinweisaufkommen trägt wesentlich zur Aufhellung des großen Dunkelfeldes im Bereich sexueller Missbrauch von Kindern bei“, sagte BKA-Präsident Holger Münch. Gleichzeitig bedeute die steigende Zahl an Hinweisen auch eine enorme digitale Datenmenge, die polizeilich ausgewertet werden müsse. „Wir arbeiten deshalb im BKA ebenso wie in den Länderdienststellen mit Hochdruck daran, unsere technischen sowie personellen Ressourcen auszubauen und unsere Verfahrensabläufe im polizeilichen Verbund weiter zu verbessern“, so der BKA-Chef. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich erschüttert über den Anstieg kindlicher Gewaltopfer.

„Wir werden europäische Instrumente schaffen, um Onlineplattformen in die Pflicht zu nehmen, damit Missbrauchsdarstellungen entdeckt, gelöscht und die Täter verfolgt werden“, so die Ministerin. Zudem kündigte sie mehr Engagement der Bundesregierung für EU-weite Maßnahmen an: „Mit einem EU-Zentrum gegen Kindesmissbrauch werden wir die Opfer unterstützen und ihnen erstmals das ausdrückliche Recht geben zu erfahren, ob Missbrauchsabbildungen noch im Umlauf sind.“ Die EU-Kommission plant, Online-Anbieter zu verpflichten, eine Risikobewertung vorzunehmen und auf Anordnung Material im Internet zu sichten, zu melden und zu entfernen.

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