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Intensivmediziner will klares Ziel bei Corona-Politik

Eschweiler (dts Nachrichtenagentur)

Der Intensivmediziner Uwe Janssens hat die Kommunikation der Bundesregierung in der Corona-Pandemie scharf kritisiert.
„Wir hangeln uns von Ast zu Ast, ohne klares Ziel“, sagte er der Nachrichtenseite ntv.de. Janssens begrüßte, dass die nächsten Öffnungen erst bei einer Inzidenz von 35 erfolgen sollen.

Die bisher angepeilte Marke von 50 sei „völlig willkürlich gewählt“ und „ein ganz falsches Signal“ gewesen, da eine Kontaktnachverfolgung dann nicht möglich sei: „Es ist keineswegs so, dass die Gesundheitsämter bei einer Inzidenz von 50 Fällen auf 100.000 Einwohner in sieben Tagen allesamt in der Lage wären, eine konsequente Kontaktnachverfolgung durchzuführen.“ Er sei deshalb „heilfroh“ gewesen, als das Ziel bei der Bund-Länder-Konferenz am Mittwoch auf 35 korrigiert wurde, so der ehemalige Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). „Die Kanzlerin hat das ja schon immer gesagt, zumindest hat sie es so gemeint, aber die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten hatten offenbar erst unter dem großen Druck, der durch die Mutationen entsteht, ein Einsehen.“

Bei der nächsten Bund-Länder-Runde Anfang März werde es um „noch deutlich niedrigere Inzidenzen gehen müssen, um 25 oder um 10“. Für die Kommunikation sei allerdings schon das Umschwenken auf die 35 ein Problem. Wenn dieses Ziel noch weiter reduziert werde, „dann werden die Leute aussteigen“, so Janssens, Chefarzt der Inneren Medizin im St. Antonius Hospital in Eschweiler.

Janssens forderte von der Politik, langfristige Ziele zu formulieren, zu begründen und zu kommunizieren. „In der Intensivmedizin steht am Ende der Behandlung das Ziel, dass der Patient mit einer vernünftigen Perspektive die Intensivstation verlassen kann.“ Man habe auch kurzfristige Therapieziele, die manchmal nur von Stunde zu Stunde reichen.

„Aber wir haben immer ein langfristiges patientenzentriertes Therapieziel, das wir transparent und verständlich mit dem Patienten und seinen Angehörigen kommunizieren. Warum um alles in der Welt soll das in der Politik nicht möglich sein?“

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