Pro-Kopf-Einkommen aktuell auf Niveau von 2017 zurückgeworfen
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München (dts Nachrichtenagentur) – Der Wirtschaftsexperte Joachim Ragnitz vom Wirtschaftsforschungsinstitut ifo sieht eine erhebliche Auswirkung der Inflation auf die Gesellschaft. „Die Teuerung, vor allem getrieben durch die steigenden Energiepreise, belastet die Haushalte inzwischen deutlich“, sagte er der „Welt am Sonntag“ dazu.
„Über Jahre waren die durchschnittlich realen verfügbaren Einkommen gestiegen. Der Trend hielt bis 2020. Im Jahr danach lag der Kaufkraftverlust gegenüber dem Vorjahr bei 221 Euro, 2022 bei 265 Euro“, so Ragnitz unter Verweis auf seine Berechnungen für die „Welt am Sonntag“. Damit habe jeder Einwohner im Schnitt gegenüber dem Jahr 2020 einen Kaufkraftverlust von 486 Euro hinzunehmen: „Die preisbereinigten verfügbaren Pro-Kopf-Einkommen liegen damit ungefähr wieder auf dem Niveau des Jahres 2017“, so der Ökonom.
„Bisherige Krisen wie die Euro-, die Finanz- oder die Flüchtlingskrise haben keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Alltag der Deutschen gehabt“, sagte Stephan Thomae, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP im Bundestag, der Zeitung. Das sei im Fall von Corona und den steigenden Energiepreisen anders. „Hier ist die Krise in fast jedem deutschen Wohnzimmer angekommen.“ Derzeit treiben vor allem die steigenden Energiepreise die Teuerung.
Die Bundesregierung steuert mit Entlastungspaketen dagegen, doch Thorsten Frei, Parlamentarischer Geschäftsführer der Unions-Bundestagsfraktion, warnte: „Wir werden nicht alle finanziellen Lasten, die jetzt auf die Menschen zukommen, mit staatlichen Hilfen ausgleichen können. Mit immer noch mehr Schulden wird nicht nur die Zukunft unserer Kinder vervespert, sondern werden auch neue Ursachen für noch mehr Inflation geschaffen.“ Rolf Mützenich, SPD-Fraktionschef, sagte der „Welt am Sonntag“ dazu: „Die Menschen erkennen inzwischen die Herausforderungen, die sich aus den verschiedenen Krisen ergeben. Für einen großen Teil der Bevölkerung werden die finanziellen Belastungen spürbar zunehmen.“
Das führe natürlich zu Nervosität, „auch bei manchen politischen Entscheidern übrigens“.