Umweltbundesamt hält Kohle als Gas-Ersatz für unvermeidbar
Foto: Heizkraftwerk, über dts Nachrichtenagentur
Dessau-Roßlau (dts Nachrichtenagentur) – Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, hält als Kriegsfolge den Ersatz von russischem Gas durch Kohle für unvermeidbar. Die zusätzlichen CO2-Emissionen müssten deshalb dringend an anderer Stelle eingespart werden, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Montagausgaben).
„Wir werden in der Übergangsphase Kröten schlucken“, so Messner. „Für kurze Zeit wird Kohle Gas ersetzen. Wichtig ist, dass insgesamt an den Klimazielen nicht gerüttelt wird.“ Messner bezeichnete Forderungen, den Klimaschutz wegen des Krieges zurückzustellen, als falsch: „Der Klimawandel macht auch im Krieg keine Pause“, sagte der UBA-Chef. Der EU-Emissionshandel dürfe nicht aufgeweicht werden. „Wenn wir kurzfristig mehr Kohle verbrennen, um russisches Gas zu ersetzen, müssen an anderer Stelle Emissionen zusätzlich eingespart werden: durch Effizienz und Reformen etwa im Mobilitätsbereich, durch Sanierungsmaßnahmen im Gebäudesektor und durch zügigere Planungen und Genehmigungen von erneuerbaren Energieträgern“, so Messner. Er sorge sich vor einer „Erosion der notwendigen Klimaschutzanstrengungen“: „Es wird eine Herkulesaufgabe für die Regierung sein, die hohen Investitionen in den Klimaschutz aufrechtzuerhalten“, sagte Messner mit Blick auf die neuen Kosten für Flüchtlingshilfe und Waffen. Dennoch sei dringend Geld nötig für den Umbau des Verkehrs, für sozialen und nachhaltigen Wohnungsbau und für den Umbau der Industrie. „Wenn Regierung, Zivilgesellschaft, Wirtschaft jetzt nicht zusammenstehen, um diese doppelte Herkulesaufgabe zu meistern, bröckelt der Klimaschutz, für den uns nur wenig Zeit bleibt.“ Den Beschluss der Bundesregierung, in ihrem Entlastungspaket eine Steuersenkung auf Benzin aufzunehmen, kritisierte der Chef des Umweltbundesamtes: „Das ist klimapolitisch falsch. Der Staat sollte kein Geld einsetzen, um fossile Energien zu verbilligen“, sagte Messner. „Wenn Sprit zu teuer wird, sollte er eher Alternativen stärken und untere Einkommensbezieher entlasten.“