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202. Leipheimer Kinderfest: Tradition trifft Moderne im größten Biergarten Schwabens

Seit 202 Jahren stellt das Kinderfest den jährlichen Höhepunkt des städtischen Lebens in Leipheim dar. In diesem Jahr wird vom 13. bis 15. Juli gefeiert.

Ein traditionelles Fest mit ernstem Hintergrund
Ein Freudenfest für die Leipheimer Kinder, die dem Fest mit traditionellen Sprüchen und Tänzen den Rahmen geben, aber auch für all jene, die im größten Biergarten Schwabens Schmankerl und Bier genießen und von unterschiedlichen Musikkapellen und Bands unterhalten werden wollen. Und trotzdem bleibt es ein Fest, das einen ernsten Hintergrund hat: Eine Hungerkatastrophe im 19. Jahrhundert.

Rund 50.000 Besucher kamen 2018
Ungewöhnlich spät wird das Leipheimer Kinderfest in diesem Jahr gefeiert, denn das zweite Juli-Wochenende fällt auf die Tage zwischen dem 13. und 15. Juli. Viele Feste in der Region finden gleichzeitig statt – für die Leipheimer führt aber sicher kein Weg an ihrem Heimatfest vorbei. Die Veranstalter sorgen dafür, dass Tradition und Moderne im Einklang stehen. So ist auf dem Platz alles zu finden, was der Besucher sich wünscht: Vom wilden Fahrgeschäft bis zum wunderschönen Kinderkarussell, vom Gockelstand bis zur Mandelbrennerei. All das können die Besucher genießen, während sie in einem der schönsten Biergärten Bayerns sitzen. Und das alles lockt natürlich auch tausende Besucher aus der ganzen Umgebung an – ca. 50.000 Menschen waren im letzten Jahr insgesamt am Fest.

Aber was wäre das Kinderfest ohne Tradition, wie Umzüge, die Festsprüche oder den Schnitterreigen Wann dieser zum ersten Mal getanzt wurde, ist nicht überliefert. Das Einmarschlied wurde aber bereits im 19. Jahrhundert gesungen – wenn auch mit einem anderen Text. „Tränen habe ich viele vergossen“ lautete der und erinnerte an den Ursprung des Festes. Denn dieser ist eine Klimakatastrophe im 19. Jahrhundert. Im April des Jahres 1815 brach der Vulkan Tambora auf der indonesischen Insel Sumbava aus. Neben zehntausenden Todesopfern vor Ort hatte der Vulkanausbruch aber noch viel mehr Opfer auf der ganzen Welt zur Folge: Das vom Vulkan ausgeworfene Material bewirkte globale Klimaveränderungen vor allem in Nordamerika und Europa. Es kam 1816 zum „Jahr ohne Sommer“: Missernten, die gestiegene Sterblichkeit unter Nutztieren, erhöhte Getreidepreise und schließlich auch noch Überschwemmungen bis ins Jahr 1817 hinein verursachten die schlimmste Hungersnot des 19. Jahrhunderts.

1817 etablierte sich ein neuer Brauch in den betroffenen Gebieten. Denn statt wie sonst die letzte Ernte mit einem „Erntedankfest“ zu feiern, wurde 1817 der erste Erntewagen bejubelt. Das Gedenken an den Hintergrund des Festes wird aber bis heute bewahrt, auch wenn Hunger und Not nur noch in der Erinnerung bestehen. Aber wie Bürgermeister Christian Konrad betont: „Noch heute gibt es aber auch zahlreiche Länder, in denen die Menschen an Hunger und Durst leiden und denen es bei Weitem nicht so gut geht wie uns. Manche Diskussionen, die wir in unserem Land führen, sind im Vergleich zu den Nöten in anderen Ländern völlig überzogen

und unbedeutend. Das Leipheimer Kinderfest erinnert uns daran, was im täglichen Leben wirklich wichtig ist und mahnt uns in gewisser Hinsicht auch, für das tägliche Brot dankbar zu sein. Wohlstand wie wir ihn in unserem Land haben, ist keine Selbstverständlichkeit. Demut, Dankbarkeit und ein bisschen mehr Bescheidenheit würde unserem Land guttun. Vielleicht trägt das Leipheimer Kinderfest dazu bei, sich darüber Gedanken zu machen.“

Vielfältiges Programm seit Monaten vorbereitet
Seit 202 Jahren gehört das aus diesem Erntefest entstandene Kinderfest nun zu Leipheim. Schule, Kirchen, Stadtverwaltung sowie viele Ehrenamtliche bereiten seit Monaten ein vielfältiges Programm für alle Leipheimer vor. Aber nicht nur Leipheimer freuen sich auf dieses großartige Fest. Auch zahlreiche Gäste aus nah und fern besuchen das traditionsreiche Fest, um gemeinsam zu feiern. Ohne den wahren Sinn und die Geschichte des Festes aber außer Acht zu lassen. Denn stark verändern will man das Fest nicht. Schon im Kinderfestspruch von 1949 heißt es: „Da braucht man nicht viel äußeren Tand und großes Gepränge, aber dankbare Herzen, die sich freuen können an diesem Tag.“

Beginn des Festes mit der Abendserenade im Schlosshof
Für Kinderfest-Anhänger beginnt seit einigen Jahren das Kinderfest nicht mit dem Anstich, sondern mit der Abendserenade im Schlosshof am Abend vor dem Kinderfest. Auch in diesem Jahr haben sich die Stadtkapelle, die Chorgemeinschaft mit all ihren Abteilungen und der Posaunenchor zusammengetan, um am 12. Juli ab 19 Uhr alle auf das Fest einzustimmen.

Richtig los geht es beim Kinderfest aber mit dem Dankgottesdienst am Samstag um 14 Uhr. Danach darf Bürgermeister Christian Konrad zu den Klängen der Stadtkapelle Leipheim nach dem Anstich das erste Bier an die Leipheimer Bürger und Bürgerinnen ausschenken – diesmal gestiftet vom Schützenhaus Leipheim (Autenrieder).

Samstagabend spielt „Rockspitz“
Abends ist dann die Band „Rockspitz“ zu Gast auf dem Leipheimer Kinderfest. Bereits im Jahr 2017 war die Band zu Gast hier und wird die Bühne sicher auch dieses Mal rocken. Ihre Erinnerungen an den letzten Auftritt 2017 sind jedenfalls überaus gut, als „Sommernachtstraum“ bezeichnet Bandleader Jody Katsikas das Kinderfest.

Festsonntag ist der Höhepunkt
Höhepunkt des Kinderfests ist natürlich der Festsonntag – mit geschmückten Blumenbögen und Kränzen, die Mädchen in Sommerkleidchen, die Jungs in weißen T-Shirts, ziehen die Leipheimer Schulkinder wie schon vor 202 Jahren durch die Stadt hinunter auf den Festplatz, wo das Publikum gespannt auf die diesjährigen Spruchträger wartet. Danach gibt es am Sportplatz ein buntes Tanzprogramm für die Besucher – voll Freude und Stolz dargeboten durch die Klassen der Grund- und Mittelschule Leipheim. Die Jüngeren orientieren sich dabei durchaus an ihrem eigenen Musikgeschmack, den älteren Jahrgängen der Leipheimer Schulen ist der traditionelle Schnitterreigen vorbehalten. In einer einfachen schwäbischen Tracht bieten die Schülerinnen und Schüler der 7. Klasse diesen Schreittanz dar.

Abendumzug mit dem Musikverein Rieden
Den Sonntagabend beschließen die Kinder mit dem Abendumzug zurück in die Stadt, die Erwachsenen dürfen die Musik des Musikvereins Rieden genießen. Ein zweiter Versuch für die Kapelle, nachdem letztes Jahr der Auftritt wegen der wetterbedingten Evakuierung des Festplatzes abgesagt werden musste. Für all jene, denen am Sonntag zu viel Trubel beim Umzug und bei den Spielen herrscht, werden am Montagnachmittag die Spiele noch einmal wiederholt. Während die Stadtkapelle Leipheim den Nachmittag gestaltet, steht abends die Stadtkapelle Niederstotzingen auf der Bühne.

Für drei Tage größter Biergarten Schwabens
Aber das Kinderfest bietet nicht nur Musik, Umzüge und Tänze. Viele Besucher zieht es während der drei Tage vor allem in den größten Biergarten Schwabens, in dem vom Ochs am Spieß bis zum bayerischen Leberkäs, von Strauben bis Langos, viele verschiedene Schmankerl, serviert von einheimischen Gastronomen, zu finden sind. Und auch die Bierpreise sind sensationell: 7,50 Euro kostet in diesem Jahr die Maß auf dem Festgelände! Und für diejenigen, die den Nervenkitzel suchen, ist auch allerhand vorhanden: Vom Autoscooter bis zum Trampolin, vom Kettenkarussell bis zum Schießwagen ist auf dem Rummelplatz alles zu finden, was das Kinder- aber auch Erwachsenenherz begehrt.

Kinderzeltle – „Spiel und Spaß für Eltern und Kinder“
Das Kinderzeltle steht in diesem Jahr unter dem Motto „Spiel und Spaß für Eltern und Kinder“. Gemeinsam sollen traditionelle Kinderspiele wie Sackhüpfen oder Tauziehen erlebt werden – kleine Preise warten auf die eifrigsten Spieler. Zu Gast im Kinderzeltle ist in diesem Jahr am Sonntag „Larry – der Zauberer mit dem roten Schuh“ – er wird, ebenso wie die Ballonkünstlerin Clownin Resli dann am Samstag und Sonntag, die Kinder zum Staunen bringen. Auch der Kasperl ist wieder zu Gast auf dem Kinderfest. Seine Abenteuer in Afrika und die Geschichte des Löwen Leonello werden sicher auch dieses Jahr am Montag auf begeisterte kleine Zuseher stoßen.

Shuttle-Bus fährt auch in Nachbarorte
Für die sichere Heimfahrt sorgt übrigens ein eigens eingerichteter Shuttle-Bus, der nicht nur auf dem Leipheimer Stadtgelände unterwegs ist, sondern auch Besucher aus Günzburg, Bubesheim oder dem Bibertal für 1 Euro pro Fahrt zum und vom Kinderfest bringt. Zum Fahrplan geht es HIER.

 

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