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Neue Gruppe kümmert sich um die heimischen Fledermäuse

Ausstellung im Landratsamt klärt über die große ökologische Bedeutung der fliegenden Säugetiere auf

Die Fledermaus als Dracula unter den Tieren – auch Anna Vogeler hatte dieses vielfach von den Medien transportierte Zerrbild im Kopf. Aber dann habe sie sich bei der ersten wirklichen Begegnung auf Anhieb in diese putzigen, enorm nützlichen, einzigartigen Lebewesen verliebt. „Als ich zum ersten Mal eine Fledermaus auf der Hand hatte, war es um mich geschehen“, berichtet die 31-jährige Diplom-Biologin, die an der Uni Ulm mitten in ihrer Doktorarbeit über die Flughunde am Kilimandscharo steckt. Ende 2018 will die vom Bodensee stammende Neu-Ulmerin mit ihrer Dissertation fertig sein. Auch danach möchte sie im Landkreis wohnen bleiben, denn dort hat sie sich einiges aufgebaut.

Auf Anna Vogelers Initiative ist Ende 2017 die Aktionsgruppe „Fledermaus-Schutz Neu-Ulm“ entstanden. Mit Unterstützung von Michael Angerer, dem Leiter der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Neu-Ulm, ist es ihr gelungen, eine Regionalgruppe der Koordinationsstelle für Fledermausschutz Südbayern aufzubauen. Unter den derzeit 21 ehrenamtlichen Mitgliedern sind sieben regionale Fledermausbetreuerinnen und -betreuer, die sich nun in den Gemeinden vor Ort um die nachtaktiven Kopf-über-Schläfer kümmern, die Bevölkerung im Landkreis Neu-Ulm in Fledermausfragen beraten und Fundtiere entgegennehmen (Notfall-Hotline: 0175/5366650).

Bei der Eröffnung der Ausstellung „Fledermäuse – unsere fliegenden Säugetiere“ im Foyer des Landratsamtes in Neu-Ulm stellte Anna Vogeler gemeinsam mit Michael Angerer das Betreuerteam vor: Fredegart Blaschke (Burlafingen – Elchingen – Pfuhl – Thalfingen), Wolfgang Gaus (Gerlenhofen – Ludwigsfeld – Neu-Ulm – Reutti), Peter Müller (Hittistetten – Holzschwang – Pfaffenhofen – Straß – Oberfahlheim – Unterfahlheim – Steinheim – Finningen – Holzheim), Bernd Kurus-Nägele (Senden – Vöhringen), Benjamin Mayer (Diepertshofen – Weißenhorn – Wullenstetten), Fritz Singer  (Bubenhausen – Buch – Gannertshofen – Roggenburg – Unterroth) und Ralf Schreiber (Bellenberg – Illertissen – Dietenheim – Altenstadt – Kellmünz – Oberroth – Osterberg).

Alle sind fasziniert von „diesen vielfältigen und unglaublichen Lebewesen“. In ihrem Internetauftritt (Adresse: www.fledermausschutzneuulm.de) schreiben die ehrenamtlichen Tier- und Naturschützer: „Die nächtliche Lebensweise lässt die kleinen Flugakrobaten eher im Verborgenen. Schaut man genauer hin, wird man in ihren Bann gezogen. Sie sind unsere nächsten Verwandten hier in Deutschland. Forschungen zeigen, dass sie genauso lernen wie wir. Die ‚Sprache‘ entwickelt sich wie bei unseren Kindern, erst wird gebabbelt, dann nachgeahmt und später individuell ergänzt. Ihre Intelligenz zeigt sich auch daran, dass sie ein unglaublich gutes Gedächtnis haben, und sich über tausende Kilometer zurechtfinden können.“

Weltweit gibt es laut Expertin Anna Vogeler über 1300 Fledermausarten. In Deutschland kommen 27 davon vor. Im Landkreis sind bislang 14 Arten angetroffen worden. Ein wahrer Fledermaus-Magnet ist die Kirche in Altenstadt. Im dortigen Kirchturm und Dachstuhl leben um die 250 dieser Tiere. Größere Populationen, so Vogeler, sind beispielsweise auch in den Kirchen in Waldreichenbach bei Buch und Wullenstetten sowie an Privathäusern in Senden-Ay heimisch.

Ökologisch, so zeigt die Ausstellung im Landratsamt, sind Fledermäuse ungemein wertvoll: Sie vertilgen Unmengen von Schadinsekten. „Sie sind unermesslich wichtig für die Landwirtschaft. Weltweit werden durch sie jährlich etwa 1 Milliarden Euro eingespart, weil weniger Pestizide gebraucht werden.“ Eine Fledermaus fresse pro Nacht bis zu 4000 Insekten, machte Anna Vogeler bei der Vernissage im Landratsamt staunen. Selbst Fledermauskot erfülle eine wichtige Aufgabe als natürlicher Dünger (Guano), verblüffte die Diplom-Biologin.

In Anbetracht all dessen besitzen Fledermäuse in Deutschland nach dem Tierschutzgesetz seit Jahrzehnten Schutzstatus. Dennoch sind sie weiterhin gefährdet: Die Sanierung von Altbauten und die Versiegelung von Höhlen und Stollen macht sie allmählich obdachlos. Sie vergiften an Holzschutzmitteln und Pestiziden in ihrer Beute. Ihre Futterquellen versiegen immer mehr, weil die Anzahl der Insekten dramatisch abgenommen hat.

Deshalb, so Anna Vogeler, „will unsere neue Gruppe über die Gefährdung und die hohe ökologische Bedeutung der heimischen Fledermäuse aufklären. Sie alle sind bedroht und sie benötigen unseren Schutz und unseren Einsatz für sie!“

Die Ausstellung „Fledermäuse – unsere fliegenden Säugetiere“ kann bis Freitag, 27. April 2018, im Erdgeschoss-Foyer des Landratsamtes in Neu-Ulm (Kantstraße 8) besichtigt werden. Öffnungszeiten: montags bis mittwochs und freitags von 07.30 bis 12.30 Uhr sowie donnerstags von 07.30 bis 17.30 Uhr. Nähere Informationen im Internet unter: https://www.fledermausschutzneuulm.de

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