EU-Kommission plant Behörde für Cyber-Sicherheit
Die EU-Kommission will Europa besser vor Cyberangriffen schützen und plant dazu eine Behörde für Cyber-Sicherheit.
Um Computer gegen Hackerattacken zu wappnen, soll die Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit (Enisa) zu einer umfassenden Cyber- und Datensicherheitsbehörde ausgebaut werden, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Freitagausgabe. Alle relevanten Institutionen in den EU-Staaten sowie die europäische Polizeibehörde Europol sollen über eine neue Plattform Informationen untereinander austauschen.
Cyberattacken „bedrohen nicht nur unsere Wirtschaft, sondern auch das Funktionieren unserer Demokratien, unserer Freiheiten und unserer Werte“, heißt es in dem Entwurf des Cyber- und Datensicherheitspakets, das die EU-Kommission am kommenden Dienstag vorstellen will. Nach Angaben der Kommission gab es im vergangenen Jahr weltweit 4.000 Cyber-Angriffsversuche pro Tag – ein Anstieg von 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Attacken richten sich oft gezielt gegen öffentliche Einrichtungen, Regierungsstellen oder Unternehmen.
Im Mai infizierte die schädliche Software WannaCry mehr als 230.000 Computer in 150 Ländern. Dateien auf den Rechnern wurden verschlüsselt, nur gegen Zahlung eines Lösegelds sollten die Daten wieder lesbar gemacht werden. Europol wertete den Angriff als ein noch nie da gewesenes Ereignis.
Der Schaden solcher Attacken ist enorm. Die EU-Kommission schätzt ihn unter Berufung auf Europol allein in der Europäischen Union auf 265 Milliarden Euro im Jahr. Deshalb soll es im Fall eines Cyberangriffs künftig einen Notfall-Fonds geben, der betroffenen EU-Staaten unbürokratisch hilft.
Die Brüsseler Behörde will auch die Bürger dazu ermutigen, ihren oft laxen Umgang mit den eigenen Daten zu ändern und vor allem mehr Problembewusstsein zu entwickeln. Nach Angaben der Kommission gehen 95 Prozent aller Cyber-Angriffe menschliche Fehler voraus. 80 Prozent der Attacken ließen sich durch mehr „Cyber-Hygiene“ vermeiden. „Die Bürger müssen das ernster nehmen“, mahnte Vizekommissionschef Andrus Ansip. „Jeder einzelne kann etwas dafür tun.“ Als Beispiel nannte er verschenkte USB-Sticks, die man eben nicht ungeprüft sofort in seinen PC stecken dürfe. Auch beim Öffnen von Mail-Anhängen sei mehr Vorsicht geboten. Grundsätzlich sollte jeder täglich mindestens eine Stunde pro mobilem Internet-Gerät für die Kontrolle der Datensicherheit verwenden, nicht zuletzt durch regelmäßige Updates von Apps. Gleichzeitig drängt die EU-Kommission die europäische Industrie, bessere Lösungen zur Abwehr von Cybergefahren zu entwickeln. Ziel ist ein einheitlicher europäischer Markt für Cybersicherheit. Aus dem EU-Haushalt soll dies mit 450 Millionen Euro gefördert werden. Mit Geld aus privaten Quellen soll die Summe auf 1,8 Milliarden aufgestockt werden. (dts Nachrichtenagentur)