Mehr Tierschutz in der Schweinehaltung: Kaniber begrüßt Beschluss im Bundesrat
Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber: „Endlich Rechtssicherheit für die Landwirtschaft und ein großer Fortschritt für das Tierwohl“
„Die Zustimmung des Bundesrats zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung bringt den Sauenhalter endlich wieder Rechts- und Planungssicherheit und ist gleichzeitig ein gewaltiger Fortschritt für das Tierwohl“, sagte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber nach der Abstimmung in der Länderkammer zur sogenannten Kastenstandhaltung. „Wir wollen zukunftsfähige, von der Gesellschaft akzeptierte Lösungen, die aber auch praktikabel sind.
Mit dem jetzt erarbeiteten Kompromiss steigen wir in den Ausstieg aus der Kastenstandhaltung bei Zuchtsauen ein.“ Kaniber verwies aber auch auf die große Herausforderung für die Landwirtschaft. „Wir werden die Ferkelerzeuger dabei nicht alleine lassen“, sagte Kaniber. Kein anderes Land nehme für die Förderung der Umstellung der Ställe so viel Geld in die Hand wie Bayern. 63 Millionen Euro jährlich stehen hier für die Investitionsförderung bereit. „Wir werden nun ein starkes Investitionsförderprogramm auflegen. Ich will, dass die neuen Tierwohlställe hier in Bayern stehen.“
Der Beschluss des Bundesrates
Die Haltungsbedingungen für Schweine werden neu geregelt – auf Betreiben des Bundesrates allerdings tierschutzfreundlicher als ursprünglich von der Bundesregierung geplant: Die Länder knüpften ihre Zustimmung zur neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung am 3. Juli 2020 an zahlreiche Änderungen. Setzt die Bundesregierung diese um, kann sie die Verordnung im Bundesgesetzblatt verkünden und anschließend in Kraft treten lassen.
Aus für Kastenstands spätestens nach acht Jahren
Spätestens nach einer Übergangsfrist von 8 Jahren dürfen Sauen im Deckzentrum nicht mehr im so genannten Kastenstand gehalten werden, sondern nur noch in der Gruppe. Eine Fixierung ist dann lediglich kurzzeitig möglich – zum Beispiel für die künstliche Besamung oder ärztliche Untersuchungen.
Ungehindertes Ausstrecken in Seitenlage
Schon während der Übergangszeit müssen die Kastenstände so gestaltet sein, dass die Sauen in Seitenlage ihre Gliedmaßen ausstrecken können, ohne dabei an bauliche Hindernisse zu stoßen.
Ausreichend Platz und Rückzugsmöglichkeiten
Für die Zeit nach Absetzen der Ferkel bis zur nächsten Besamung muss in der Gruppenhaltung eine Bodenfläche von mindestens 5 Quadratmetern je Sau zur Verfügung stehen. Fress-Liegebuchten können weiterhin genutzt werden. Zusätzlich ist ein Aktivitätsbereich für die Tiere einzurichten. Unabhängig vom Vorhandensein von Fress-Liegebuchten sind Rückzugsmöglichkeiten in ausreichendem Umfang vorzusehen, fordert der Bundesratsbeschluss.
Größerer Liegebereich für Ferkel
Auch an anderer Stelle drängen die Länder mit ihren Maßgaben auf mehr Tierschutz. Sie betreffen den Liege- und Ruhebereich für Saugferkel, die Beleuchtungsintensität der Ställe und Maßnahmen gegen Aggressionen in der Gruppe.
Mehr Platz im Abferkelbereich
Die übrigen Neuregelungen der von der Bundesregierung vorgelegten Verordnung zum Abferkelbereich können im Wesentlichen unverändert bleiben: Danach ist die Kastenstandhaltung im Ferkelschutzkorb künftig höchstens 5 statt bisher 35 Tage zulässig. Die Abferkelbuchten müssen mindestens 6,5 Quadratmeter groß sein.
Betriebe haben 15 Jahre Zeit, um sich auf die neuen Anforderungen im Abferkelbereich einzustellen, Umstellungskonzepte zu entwickeln und die finanziellen Voraussetzungen für die aufwändigen Umbauten zu schaffen.
Verbesserungen für Kälberhaltung
Darüber hinaus fordert der Bundesrat Verbesserungen bei der Haltung von Kälbern: Der Boden ihrer Ställe soll weich sein bzw. ihrem Körpergewicht nachgeben. Bislang schreibt die Verordnung nur einen bequemen Untergrund vor. Für die Nachrüstung der weit verbreiteten Spaltböden wird eine Übergangsfrist von 3 Jahren gewährt.
Erleichterungen bei mobilen Hühnerställen
Weitere Maßgaben des Bundesrates betreffen bauliche Erleichterungen bei der Haltung von Legehennen in Mobilställen mit Freilandhaltung.
Verkündung und Inkrafttreten
Die Verordnung soll überwiegend am Tag nach Verkündung im Bundesgesetzblatt in Kraft treten. Damit dies geschehen kann, muss das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft die Änderungsmaßgaben des Bundesrates vollständig umsetzen. Ob und wie schnell dies geschieht, entscheidet das Ministerium.
Zusätzliche Entschließung zu Bruderhähnen
In einer begleitenden Entschließung bittet der Bundesrat die Bundesregierung, die Haltung so genannter Bruderhähne verbindlich zu regeln, um den Ausstieg aus dem Töten männlicher Küken zu flankieren.
Informationen für Verbraucher
Der Bundesrat weist außerdem darauf hin, dass die vorliegende Novelle durchaus Auswirkungen auf die Verbraucherpreise haben wird: Die Landwirtschaft stehe vor Investitionen von über einer Milliarde Euro. Diese müssten auch durch höhere Erzeugerpreise finanziert werden.
Daher bittet der Bundesrat die Bundesregierung, den notwendigen Umbau der Schweineställe durch vereinfachte bau- und immissionsschutzrechtliche Genehmigungen, Investitionshilfen und eine Informationsoffensive bei den Verbrauchern zu begleiten.