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Verkehrssicherheitslage im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm verbessert sich langsam

Sieben Berauschte täglich

Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm ist zwar angestiegen, dennoch erkennen die Verantwortlichen der Polizei durchaus positive Entwicklungen. Jetzt haben sie ihre Zahlen präsentiert.

Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm, also dem Alb-Donau-Kreis, den Landkreisen Biberach, Göppingen und Heidenheim und der Stadt Ulm, ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent (+1.000) auf 21.010 Unfälle angestiegen. Dies sei in erster Linie auf einen starken Anstieg der Kleinstunfälle, also Unfälle, bei denen niemand verletzt wurde und denen lediglich geringfügige Ordnungswidrigkeiten zugrunde liegen, zurückzuführen. Deren Zahl stieg sogar um elf Prozent auf 12.490 Unfälle (+1.222 Unfälle). „Eine positive Entwicklung nahm hingegen die Zahl der schweren Unfälle, bei denen Menschen verunglückten. Deren Zahl sank um sechs Prozent auf 2.466 Unfälle und liegt damit auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre“, erläuterte Polizeipräsident Bernhard Weber, Leiter des Polizeipräsidiums Ulm, die Entwicklung. Die Zahl der Verunglückten sank um 170 auf 3.224 (minus fünf Prozent) ebenfalls auf den niedrigsten Stand der Dekade. 34 Menschen starben im vergangen Jahr auf den Straßen, sechs mehr als 2020, bei 31 schweren Unfällen (Vorjahr: 27 tödliche Unfälle). Im 10-Jahres-Vergleich liege die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle noch immer auf niedrigem Niveau: Im Jahr 2012 verzeichnete die Statistik 21.671 Verkehrsunfälle im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm. Ab 2016 stieg die Zahl bis auf 24.095 Unfälle in 2019. 2020 ließ die Pandemie die Zahlen deutlich zurückgehen (-4.085 Unfälle, -17 Prozent, auf 20.010 Unfälle). Jetzt stieg die Zahl wieder an, liegt aber noch deutlich unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (22.023 Unfälle).

Eine Detailbetrachtung ist nur über die Unfälle möglich, mit denen eine bedeutende Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat verbunden ist. Von diesen 8.520 Unfällen war die Ursache in 1.415 Fällen (17 Prozent) Missachten der Vorfahrt, bei 966 Unfällen (elf Prozent) waren die Verursacher zu schnell, in 445 Fällen (fünf Prozent) passten die Fahrer beim Abbiegen nicht auf, in 337 Fällen (vier Prozent) waren es Fehler beim Überholen, die zum Unfall führten. „Die Bekämpfung dieser Unfallursachen, die allesamt auf Eile basieren, ist mühsam“, sagte der Leiter der Schutzpolizeidirektion im Polizeipräsidium Ulm, Leitender Polizeidirektor Karl-Heinz Reiter. „Weil sie aber oft zu schweren Folgen führen, gehen wir weiterhin intensiv gegen diese Ursachen vor. Im Zehn-Jahres-Vergleich ist es uns gelungen, die Anteile dieser Ursachen um jeweils einen bis zwei Prozentpunkte zu senken. Das ist ein Trend in die richtige Richtung“, so Reiter weiter. Er verweist auf die Geschwindigkeits-Kontrollen der Polizei: Allein mit Lasermessgeräten hat die Polizei im vergangenen Jahr 4.940 Schnellfahrer ertappt und angezeigt, rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Nicht zuletzt sei auch den intensiven Kontrollen zuzuschreiben, dass die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss zurückging. Ihre Zahl sank im Vorjahresvergleich von 358 auf 332 Unfälle (-26 Unfälle, minus sieben Prozent). Gleichzeitig sank die Zahl der Fahrer, die unter Alkoholeinfluss in Kontrollen gerieten, von 1.623 auf 1.466 (-157 Fahrer, minus zehn Prozent). „Der starke Rückgang beider Zahlen ist ein Indiz dafür, dass die Menschen zunehmend erkennen, wie gefährlich es ist, unter Alkoholeinfluss zu fahren. Gefährlich für sich und andere oder auch nur für den Führerschein. Gleich welche Motivation, der Erfolg ist ein Plus an Verkehrssicherheit“, bekräftigte Reiter. Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Drogeneinfluss stieg dagegen leicht an: von 54 auf 57 Unfälle im Vorjahresvergleich (plus drei Unfälle, plus sechs Prozent). Auch bei den Kontrollen fielen mehr Fahrer unter Einfluss illegaler Drogen auf. Ihre Zahl erhöhte sich 2021 um fast die Hälfte gegenüber dem Vorjahr: von 699 auf 991 Fahrer (+292, +42 Prozent). Diese Entwicklung stimme bedenklich und zeige, dass Rauschgifte in der Gesellschaft immer mehr präsent seien. Ein Grund für den Anstieg sei jedoch sicher auch die intensiven Maßnahmen der Polizei. Dazu gehörten auch Fortbildungen bei den Polizistinnen und Polizisten, um Drogenkonsum schneller zu erkennen. „Durchschnittlich sieben Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss zieht die Polizei täglich allein im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm aus dem Verkehr. Es ist eine Mammutaufgabe, gegen diese Gefahr vorzugehen. Aber wir werden es weiter tun“, bekräftigt Polizeichef Weber die Absicht der Polizei, die intensiven Kontrollen fortzusetzen.

Die Auswirkungen der Pandemie zeigen sich bei den Schulwegunfällen. Denn deren Zahl war schon 2020 auf 22 Unfälle zurückgegangen (-18 Unfälle in 2019, -45 Prozent), 2021 sank diese Zahl weiter auf nunmehr 15 Schulwegunfälle (minus sieben Unfälle, -32 Prozent). Der Schluss liegt nahe, dass dieser starke Rückgang über zwei Jahre mit den Schulschließungen im Zusammenhang mit der Pandemie zusammenhängt. Umso mehr seien jetzt alle Verantwortlichen gefragt, die Zahlen nicht wieder auf das ursprüngliche Niveau der Vorjahre (zwischen 40 und 60 Unfälle jährlich) ansteigen zu lassen. Dazu tragen unter anderem die intensiven Kontrollen der Polizei ebenso bei wie die Einrichtung von Tempo-30-Bereichen rund um Schulen, Kindergärten und Heimen, wovon die Kommunen rege Gebrauch machen. Ebenfalls pandemiebedingt scheinen die Entwicklungen bei den jungen Fahrern (zwischen 18 und 24 Jahren) und den Senioren (ab 65 Jahre): Die Zahl der Senioren, die an Unfällen beteiligt war, sank gegenüber dem Vorjahr um 95 (minus sechs Prozent) auf 1.645. Damit hat sich der starke Rückgang des Vorjahres noch verstärkt. Bei den jungen Fahrern blieb die Zahl der Unfälle mit 1.902 nahezu unverändert (+32, plus zwei Prozent), was ebenfalls den durch die Pandemie beschränkten Freizeitangeboten geschuldet sein könnte. Auch das Wetter habe seine Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit: Die Zahl der Fußgänger, Fahrradfahrer, Pedelec-Fahrer und Motorradfahrer, die an Unfällen beteiligt waren, sank von 1.582 auf 1.379 (-203, -13 Prozent). Dies seien solche Verkehrsteilnehmer, die lieber bei schönem Wetter unterwegs sind als bei Regen und Schmuddelwetter. Tatsächlich zeigen die Wetterdaten, dass das Jahr 2021 nasser, kälter und weniger sonnenreich war als das Jahr zuvor. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass die Unfallbeteiligungen der Pedelec-Fahrenden anstiegen (von 239 auf 245), jedoch lediglich leicht (plus drei Prozent). Hier schwäche die zunehmende Anzahl der Pedelecs im Straßenverkehr den ansonsten deutlichen Rückgang an Unfällen unter Beteiligung von Fußgängern und Zweiradfahrern merklich ab. Innerhalb der letzten zehn Jahre stieg ihre Zahl sogar von elf (in 2012) auf jetzt 245 (in 2021), was mehr als dem 22-fachen entspricht. Die Polizei und ihre Partner in der Verkehrssicherheitsarbeit sehen hier großen Bedarf an Schulungen für Pedelec-Einsteiger. Wer erstmals auf ein Elektrorad steige, müsse sich erst an das veränderte Fahrverhalten des Rades gewöhnen. Dies sei wesentlich anders als bei einem Fahrrad ohne Elektroantrieb und können aufgrund der Unsicherheit, die sich ein Zweiradfahrer im Straßenverkehr nicht leisten könne, schnell zur Gefahr werden. Landratsämter, Verkehrswachten aber auch weitere Anbieter haben mittlerweile reagiert und bieten Schulungen an. Diese seien ebenso wichtig wie die Fahrradschulungen für Kinder. Daneben hat die Polizei zur Bekämpfung von Fahrradunfällen 44 Schwerpunktkontrollen im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm durchgeführt. Der Blick lag dabei nicht nur auf den Radfahrenden, sondern auch etwa auf Autofahrenden, die Radwege zuparkten und so gefährliche Situationen für Radler schufen. Dennoch lag die Zahl der zu beanstandenden Radler bei diesen Kontrollen mit 257 deutlich über den Verstößen von Kraftfahrzeuglenkern (21 Verstöße). 116 Kontrollen zur Bekämpfung der Unfälle mit Motorradfahrern führte die Polizei im Jahr 2021 durch, fast ein Drittel mehr als noch im Jahr zuvor. Im Verlauf dieser Kontrollen überprüften die Beamten 1.672 Motorräder und stellte insgesamt 477 Verstöße fest. In 358 Fällen (75 Prozent) waren dies technische Mängel an den Fahrzeugen, 79 Fahrer waren zu schnell unterwegs. „Gefährlich umgebaute oder vernachlässigte Fahrzeuge und zu schnelles Fahren: Die Fahrer gefährden sich damit häufig selber. Das ist fatal, droht ihnen doch schon angesichts ihrer schmalen Silhouette eine größere Gefahr, weil sie schlechter und damit später gesehen werden“, beurteilt Reiter die Ergebnisse. Wichtig seien deshalb weitere Kontrollen, insbesondere an den Orten häufiger Unfälle mit Motorradfahrern wie etwa bei Hohenstaufen, Wiesensteig und Lauterstein im Kreis Göppingen sowie im Schmiechtal im Alb-Donau-Kreis. Bei Lauterstein zeigten sich erste positive Entwicklungen: Dort war nach vier Unfällen im Vorjahr in 2021 kein weiterer Unfall zu verzeichnen. Auch im Schmiechtal ging 2021 die Zahl der Unfälle mit Motorradfahrern zurück: von vier in 2020 auf zwei.

Nahezu unverändert ist die Zahl der Unfälle mit Lkw. Sie liegt ähnlich dem Vorjahr bei 1.053 Unfälle (minus sechs, minus ein Prozent). Inwieweit der Rückgang coronabedingt ist, lässt sich nicht abschätzen, zumal bereits 2019 im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang zu verzeichnen war. Rückläufig ist auch die Zahl der Unfallfluchten: 4.128 solche Unfälle verzeichnet die Statistik für das Jahr 2021 (-226, minus fünf Prozent). Damit flüchtet nach wie vor bei etwa jedem fünften Unfall einer der Beteiligten (18 Prozent). Bei diesen Unfällen wurden 172 Personen verletzt, 17 davon schwer. Der dabei entstandene Sachschaden beträgt insgesamt rund 7,73 Millionen Euro, also durchschnittlich rund 1.900 Euro je Unfall. „Eine Menge Geld im Einzelfall für diejenigen, die auf ihren Schäden sitzen bleiben, weil sich die Verursacher ihrer Verantwortung entziehen. Deshalb ist so ein Verhalten höchst unsozial, zumal ansonsten die Versicherung des Verursacherfahrzeugs für den Schaden aufkäme“, erläutert Reiter.

Auf den Autobahnen in der Region (A7 und A8) nahm die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt zu (+194 auf 1.340 Unfälle, +17 Prozent). Knapp die Hälfte der Zunahme entfällt auf die Kleinstunfälle (+103, 53 Prozent). Stark angestiegen ist hier die Zahl der Unfälle mit Personenschaden: Deren Zahl stieg um 38 auf 160 Unfälle (+31 Prozent), und hat damit das Niveau vor Corona beinahe wieder erreicht: In 2019 verzeichnete die Statistik noch 172 Unfälle auf den Autobahnen. Auch die Zahl der Verunglückten nähert sich wieder den Verhältnissen der Vorjahre: 275 Menschen verunglückten auf den Autobahnen in der Region, fünf davon tödlich. Die Zahl der Verunglückten stieg damit gegenüber dem Vorjahr um die Hälfte (+93 Verunglückte, + 51 Prozent), knapp unter den Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre von 284 Verunglückten. „Der Verkehr auf Autobahnen birgt ein hohes Gefahrenpotenzial. Polizei, Behörden und Gesetzgeber sind hier im Besonderen gefordert Lösungen zu finden, um diesen Gefahren noch effektiver zu begegnen“, so Polizeipräsident Weber.

„Die Pandemie hat der Polizei also keine Entlastung gebracht“, stellt Polizeipräsident Bernhard Weber fest, zumal die Zahl der Unfälle gestiegen ist. Gleichzeitig waren unzählige zusätzliche Kontrollen in Bezug auf die Corona-Bestimmungen durchzuführen. Dennoch sei es der Polizei gelungen auch die Zahl der allgemeinen Verkehrskontrollen zu erhöhen: 303 Schwerpunktkontrollen zur Überwachung der Helm- und Gurtpflicht und der Handynutzung beim Fahren führten dazu, dass 17.845 Verstöße aufgedeckt wurden, 1.759 Verstöße mehr im Jahr zuvor (plus elf Prozent). Darunter 9.612 nicht angelegt Sicherheitsgurte und 7.728 Handyverstöße. Dies gelingt nur bei einer hohen Motivation der Beschäftigten der Polizei. Diese Motivation haben die Beschäftigten des Polizeipräsidiums Ulm gebracht, trotz aller schwierigen Rahmenbedingungen angesichts der Pandemie.

Als landesweites Highlight des Jahres in der polizeilichen Verkehrsprävention hob Weber den Landestag der Verkehrssicherheit hervor, der in diesem Jahr in Ulm stattfinde. Im Rahmen dieser Veranstaltung am 7. Juli auf dem Ulmer Münsterplatz feiere auch die landesweite Aktion „Gib Acht im Verkehr“ ihren 30. Geburtstag. Der Landestag biete auf dem Münsterplatz ein großes Angebot an Informationen rund um die Verkehrssicherheit.

Info: Landesweit stieg die Zahl der Verkehrsunfälle um zwei Prozent auf 273.875 Unfälle. Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge im Bereich des Polizeipräsidiums Ulm stieg ebenfalls um zwei Prozent auf 734.482 Fahrzeuge (+13.242).

Verkehrssicherheitslage 2021

 

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