Feuerwehr Günzburg: Drei teils nicht einfache Übungsszenarien bei Rigdon
Üben mit dem „Blick von außen“
Vor einigen Tagen führte die Freiwillige Feuerwehr Günzburg eine Übung auf dem Betriebsgelände der Firma Rigdon, im Langen Staudenweg in Günzburg, durch.
Übungsleiter Bernhard Ziegler ließ sich einiges einfallen als die Feuerwehr nach Anfrage bei Günter Ihle, dem Geschäftsführer der Firma Rigdon, die Möglichkeit bekam, auf dem weitläufigen Firmengelände eine Übung durchführen zu dürfen. Besonders war hierbei, dass man sich externe Kompetenzen, heißt Mitglieder der Feuerwehren Ichenhausen und Leipheim hinzuholte, welche mit entsprechendem Sachverstand als Beobachter die Übung begleiteten und auch bewerteten. Dieser „Blick von außen“ wirft nochmals ein anderes Licht auf den Einsatzablauf, die getroffenen Entscheidungen, wie das Einsatzziel erreicht werden soll und am Ende den Einsatzerfolg.
Drei Szenarien waren erfolgreich zu bewältigen
Die Planung sah den Einsatz von insgesamt neun Fahrzeugen der Günzburger Wehr vor, welche sich gegen 19 Uhr, entsprechend mit Kräften besetzt, in der Rudolf Diesel Str. aufstellten. Übungsleiter Ziegler gab über Funk nun die erste der drei Situationen an den Einsatzleiter, dem 1. Kommandanten und Stadtbrandinspektor Christoph Stammer und Führungsassistenten Florian Propp, durch. Sie waren es dann auch, welche als erstes Fahrzeug eintrafen und vom Geschäftsführer Ihle mitgeteilt bekamen, wo es zum Unfall kam.
Sturz im Reifenlager auf einem Regalpodest
Im Reifenlager war in einer Höhe von etwa 7,5 Metern eine Mitarbeiterin so unglücklich gestürzt, dass sie sich eine Wirbelsäulenverletzung zuzog. Diese musste möglichst schonend in horizontaler Lage auf den sicheren Boden nach unten gebracht werden. Eine weitere Mitarbeiterin hatte einen Schock. Es wurde mit schweren, lebensgroßen Puppen als Mimen geübt. Nach erkunden der Lage kam dann die Absturzsicherung zum Einsatz. Auf den Puppen war auf einem Zettel das Verletzungsmuster zu lesen, auf das die Feuerwehrkräfte bei der Versorgung und der Rettung reagieren mussten.
Hier kamen die Kräfte mit der Zusatzausbildung „Rettung aus Höhen und Tiefen“ zum Einsatz. Sie sicherten die Puppe in einer Schleifkorbtrage, in welche sie sie legten und seilten sie ab. Anschließen wurde sie aus der Halle nach draußen gebracht und dem Rettungsdienst übergeben.
Zwei Schwerstverletzte unter gekippten Stapler
Etwas zeitlich versetzt wurde dann in einem zweiten Szenario angenommen, dass in einer Halle ein Stapler beim Transport einer beladenen Palette in größerer Höhe während der Fahrt umkippte und dabei ein Arbeiter unter dem Stapler eingeklemmt und hierbei am Becken und beiden Oberschenkeln schwer verletzt wurde. Der Stapler-Fahrer war zudem unter der Kabine an seinen Unterschenkeln eingeklemmt. Eine dritte Person, welche den Notruf verständigte, lag etwas abseits vom Geschehen teilnahmslos am Boden. Diese Übungssituation war auch die kniffligste. Da der Stapler zur Rettung beider Eingeklemmten angehoben werden musste. Dies sollte so geschehen, dass bei der Befreiung einer Person die andere noch eingeklemmte Person durch den sich dabei bewegten Stapler nicht noch schwerer verletzt werden durfte als durch das Unfallgeschehen selbst schon.
Starke Rauchentwicklung und Verpuffung in weiterem Gebäude
Im Gebäude „G“ (Heißdampferzeuger) war es zu einer Rauchentwicklung und Verpuffung während Wartungsarbeiten gekommen. Mehrere Personen wurden vermisst. Über der Zugangstüre schoss aus einer aus dem Gebäude kommenden offenen Rohrleitung mit ohrenbetäubendem Lärm heißer Dampf. Neben der Eingangstüre lag eine Person und beim Öffnen und Betreten des Gebäudes wurde klar, dass dichter Rauch die Sicht sehr erschwere. Letztlich mussten hier drei Personen gefunden und gerettet werden. Der Stresspegel war hier schon allein wegen des fast unerträglichen Lärms erhöht.
Die Beobachter schauten ganz genau hin und sind größtenteils selbst im Rettungsdienst tätig. Sie wissen also, wie richtig auf die angegebenen Verletzungsmuster zu reagieren war und welche Konsequenzen die gewählte Art der jeweiligen Rettung für den Verletzten sehr wahrscheinlich gehabt hätte.
Es lief nicht alles nach Lehrbuch, wie am Ende aus den Nachbesprechungen zu erfahren war. Der erwähnte „Blick von außen“ deckte schonungslos auf, wo noch Potenzial für Verbesserung besteht. Hier hilft schon das Einbringen anderer Erfahrungen, die man selbst bisher vielleicht noch nicht sammeln konnte.
Ihle ließ es sich nicht nehmen Lob auszusprechen für die beeindruckende Leistung. Dies tat er bei einer Brotzeit, die er den Kräften nach der schweißtreibenden Arbeit spendierte. Er bekam ebenso dank von Kommandant Stammer für die Übungsmöglichkeit.