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Großübung mehrerer Rettungshundestaffeln in Günzburg

Mensch und Hund: Trainieren für dann, wenn es drauf ankommt

Eine Gruppe junger Personen, die in der vergangenen Nacht gecampt hatten, waren aufgrund des starken Sturmes vom Zeltplatz geflüchtet. Die Zelte und Gegenstände liegen durcheinander, Personen sind vermisst.

Grossübung SEG Schwaben Nord Günzburg
Der verwüstete Zeltplatz, auf dem nicht mehr viel stand. Foto: Mario Obeser

Dies war das angenommene Szenario für eine Großübung im Bereich des Feriendorf Legoland in Günzburg am Samstag, 05.02.2022, die sich Michaela Saiko und Peter Braun von der Rettungshundestaffel der Johanniter Unfallhilfe (JUH) Kötz ausgedacht haben. Die Schnelle Einsatz Gruppe (SEG) Schwaben Nord, zu der die Rettungshundestaffeln der JUH Kötz, der JUH Schwabmünchen, die DLRG Augsburg, des BRK Augsburg Stadt, die Malteser Augsburg, des BRK Dillingen und des BRK Donauwörth gehören, nahmen mit 20 Teams nebst Helfern, also mindestens 50 Einsatzkräften teil. Sie müssten in und um das Legoland-Dorf nach den 8 vermissten Erwachsenen und zwei Kindern suchen.

Einsatzkräfte wurden alarmiert
Dabei rückten die Einsatzkräfte, wie im realen Fall von ihren Standorten aus, an. Um 09.00 Uhr wurde die Alarmierung ausgelöst. Dann traten die Kräfte samt der 25 vierbeinigen Spürnasen, darunter vier Personenspürhunde und 21 Flächensuchhunde, die Fahrt zum Einsatzort an. Hierbei treffen sie auch zu unterschiedlichen Zeiten ein, je nach der jeweiligen Fahrtzeit. Nach dem Eintreffen melden sie sich bei der Einsatzleitung und zu erfahren, was passiert ist, wer und wie viele vermisst werden und bekommen im Anschluss ihr Suchgebiet zugewiesen. Hierbei erhalten sie auch ausgedrucktes Kartenmaterial und dazu noch einen GPS-Empfänger, auf dem das Suchgebiet per Computer aufgespielt wurde und der auch aufzeichnet, wo der Träger des Gerätes sich überall aufhielt. So kann die Einsatzleitung nach Rückkehr eines Teams das Gerät auslesen und sehen, ob eventuell ein Bereich vergessen wurde anzusuchen. Auch ein Funkgerät gehört zur Ausstattung eines Teams, welches immer aus einem Hund, seiner Hundeführerin bzw. seinem Hundeführer und im Idealfall zwei Helfern, die sich dann um GPS und Funk kümmern können, damit die Hundeführerin, oder Hundeführer sich ganz auf die Suche mit dem Hund konzentrieren können.

Suchgebiet in einzelne Bereiche unterteilt – wir begleiteten ein Team bei der Suche
Das angrenzende Waldgebiet und das Legoland-Dorf wurde von der Einsatzleitung in 20 Gebiete unterteilt. Wir durften Daniel Carmagnani mit seinem 6-jahre alten Australian Shepherd „Rocco“, seine Frau Katja mit einer Helferin Ina Gossner bei der Suche in dem ihnen zugewiesenem Suchgebiet 17 begleiten. Daniel ging zur Rettungshundestaffel der JUH Kötz, als Rocco knapp 6 Monate alt war und ist seitdem dabei. Als er 2,5 Jahre alt war, haben er und sein Herrchen das erste Mal die erforderliche Prüfung abgelegt, welche dann für 2 Jahre gültig ist. Bisher haben sie bereits bei 66 Einsätzen Erfahrungen sammeln können. Seine Frau Katja ließ sich von Daniel anstecken und ging dann als Helferin ebenso zur Rettungshundestafel. Rocco ist ein ausgebildeter Flächensuchhund. Ein Flächensuchhund reagiert auf jeglichen menschlichen Geruch, während Personenspürhunde den Geruch einer bestimmten Person aufnehmen und dann die Spur dieser Person aufspüren können. Wir starteten vom Treffunkt der Einsatzleitung aus und trafen nach etwa 15 Minuten Fußmarsch auf teils matschigem Feldweg den ersten Wegpunkt der insgesamt 7 im GPS hinterlegten Punkten für unser Suchgebiet. Hier startet nun also die Suche. Dazu hat Daniel ein Babypuder in einer Flasche dabei, welche Löcher im Deckel hat. Er streut diesem Richtung Boden, um die Windrichtung in Erfahrung zu bringen. Diese Information ist essenziell, um die Taktik festzulegen, wie er sein Gebiet abläuft. Er geht dabei immer gegen den Wind, damit die Hundenase möglichst viele Geruchspartikel zugetragen bekommt. Es geht durch teils recht unwegsames Waldgebiet. Rocco rennt schnell hin und her und bleibt auch immer wieder mal stehen, um zu schnuppern.

Grossübung SEG Schwaben Nord Günzburg
Auch die Jägerstände wurden kontrolliert. Foto: Mario Obeser

Wir kommen an Jägerständen vorbei. Diese kontrollieren Katja und die weitere Helferin, ob sich darin eine Person aufhält. Dann plötzlich rennt etwas im Wald los, zwei Rehe wurden aufgeschreckt und suchen das Weite. Daniel ruft seinen Helferinnen auch sofort zu, damit sie Bescheid wissen, dass flüchtendes Wild kommt. Rocco lässt sich nicht stören, oder folgt gar den Tieren, er hat den Fokus voll und ganz auf die Suche. Daher stört es ihn auch nicht, als noch zwei Hasen davonrennen und ein Fuchs flink den Weg kreuzt. Dann nach etwa 55 Minuten, wir laufen gerade an der Grenze unseres Suchgebietes, meinte Katja, ein paar Meter noch in das angrenzende Suchgebiet zu gehen. Eine gute Entscheidung, denn zwischen zwei rund 1 Meter hohen Mauern mitten im Waldstück, hielt sich eine junge Frau sitzend auf. Katja hat die Mime also gefunden, eine der vermissten Personen. Sie erkundigte sich zuerst nach dem gesundheitlichen Zustand und rief ihrem Mann den Fund zu. Über Funk teilte sie nun den Fund und den Zustand der Frau mit. Damit brachen wir aber die Suche nicht ab, da es ja eine Übung ist und niemand wirklich in Gefahr ist, gab Daniel seinem Rocco noch etwas Zeit. Wenige Minuten und viele Meter später lief Rocco plötzlich den richtigen Weg zur Mime, von der wir uns zuvor wieder zurück zogen. Nun bellt Rocco was Daniel nun die Info gibt, Roccos Suche hatte Erfolg. Nun gibt es als Belohnung seine Beißwurst, ein länglicher Beutel mit einer kurzen Schnur dran, in der sich Leckerlies befinden, die er dann später bekommt. Diese trägt er nun stolz in seiner Schnauze, während er voller Freude umhertollt und mit seinem Herrchen spielt. Ein Wienerle gibt es noch obendrauf.

Zufriedenheit bei der Abschlussbesprechung
Gegen 14.00 Uhr waren dann auch die anderen Teams ebenfalls wieder zurück zur Einsatzleitung gekommen. Es ist schön zu sehen, mit welchem Eifer die Einsatzkräfte und mit welcher Freude die Hunde bei der Sache sind. Alle Teilnehmer, also auch die Hunde zeigten sich zufrieden. Sie investierten wieder einige Stunden ihrer Freizeit in diese Übung, konnten aber dafür wieder trainieren, damit es auch im Einsatzfall möglichst rund läuft, denn da kann es um Leben oder Tod gehen.

Anmerkung
Die Rettungshundestaffeln sind dankbar, dass es ihnen das Legoland ermöglicht, hier einmal im Jahr so eine Übung durchführen zu können. Die Staffeln sind immer auf der Suche nach flächenmäßig großen Übungsgeländen in Wäldern oder Wäldern mit Wiesen bzw. Freiflächen.

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