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Kreis Günzburg: Rund 150 Fahrgäste müssen bei 35 Grad Außentemperatur im Zug verharren

Bei brütender Sommerhitze mussten am gestrigen Sonntagnachmittag, 19.06.2022, nach einer technischen Panne rund 150 Zugfahrgäste eines Zuges des Regensburger Unternehmens Agilis im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Neuoffingen, im Landkreis Günzburg, ausharren.

Der Triebwagen mit drei Waggons hielt an einem roten Haltesignal in Neuoffingen an. Als dies auf Grün schaltete, fuhr der Zug an, blieb aber nach rund 50 Metern wegen eines technischen Problems stehen. Dies passierte bei hochsommerlichen Außentemperaturen von etwa 35 Grad Celsius. Es ließen sich nur die kleinen Kippfenster öffnen, da die Türen auf die übliche Weise nicht mehr funktionierten. Die Klimaanlage lief wegen des Defektes ebenfalls nicht mehr.

Kreislaufprobleme traten auf
Nachdem zwei Stunden vergangen waren, bekamen die ersten Fahrgäste deutliche Probleme mit dem Kreislauf, sodass gegen 15.30 Uhr der Rettungsdienst mit einem Rettungswagen und einem Notarztfahrzeug dorthin alarmiert werden musste. Als dieser eintraf und die Situation erkannte, veranlasste dieser die Hinzuziehung der örtlichen Feuerwehr und weiterer Einheiten des Rettungsdienstes zur Versorgung der Zuginsassen.

Fahrgästen war Aussteigen untersagt
Nachdem ein Notfallmanager der Bahn die übrigen Gleise für den Zugverkehr sperren ließ, konnten die Einsatzkräfte über mehrere Gleise den Zug gefahrlos erreichen. Der Notfallmanager war es auch, der den Fahrgästen ein Aussteigen untersagte, da die Örtlichkeit als „freie Strecke“ gilt, da der Bahnhof seit 1988 nicht mehr als solcher betrieben wird. Fußläufig wäre in etwa 50 Metern Entfernung der ehemalige Bahnhof gewesen, welcher ausreichend Schattenplatz geboten hätte. Doch diese Möglichkeit blieb den Fahrgästen verwehrt.

Hitze im Zug war unerträglich
Die Einsatzkräfte gingen durch den Zug, um die Fahrgäste nun wenigstens mit Getränken zu versorgen. Die Feuerwehr- und Rettungsdienstkräfte beschrieben die Stauhitze im Inneren als unerträglich. Über die Notfallentriegelung wurde die vordere Türe und eine Türe am letzten Waggon geöffnet, um mit einem Lüfter der Feuerwehr für Durchzug zu sorgen und damit die Temperatur abzusenken. Die Fahrgäste mussten aber nicht nur mit der starken Hitze klarkommen, auch die Türen zu den Toiletten waren verriegelt und konnten somit nicht benutzt werden, obwohl einige diese schon dringend benötigt hätten. Erst als die Einsatzkräfte intervenierten, öffnete der Zugführer dann auch die Toiletten.

Nach rund 3 Stunden ging es weiter
Um 17.19 Uhr war es dann endlich so weit. Ein angekoppelter Ersatztriebwagen samt Waggons brachte die Fahrgäste zum nächsten Bahnhof nach Gundelfingen/Donau, wo die Fahrt in einem Ersatzzug dann weiterging.

Neben der Freiwilligen Feuerwehr Offingen, waren etwa 25 Kräfte der Unterstützungsgruppe der Sanitätseinsatzleitung, ein Rettungswagen und die Schnelleinsatzgruppe Betreuung, alle vom BRK Günzburg. Auch die Kreisbrandinspektion Günzburg war vor Ort.

Leider ist es uns bis zum heutigen späten Montagvormittag nicht gelungen, eine Stellungnahme des Unternehmens zu bekommen.

Stellungnahme der Agilis vom 20.06.2022 – 15.50 Uhr:

Aufgrund einer Antriebsstörung unseres Fahrzeugs auf der Fahrt RB15 (ag84305) mit rund 150 Fahrgästen, war eine Weiterfahrt ab 14:23 Uhr in Höhe Neuoffingen nicht mehr möglich. Die Stromversorgung schaltet sich in solchen Fällen aus Sicherheitsgründen automatisch ab. Die interne Batterie des Zuges läuft ab dann mit verringerter Leistung, um die wichtigsten Elemente des Fahrzeugs weiterhin bedienen zu können. Eine Kühlung des Fahrzeuginnenraums, wie sie bei den derzeitigen Außentemperaturen im Normalbetrieb von agilis gewährleistet wird, ist allerdings mit Notstrom nicht dauerhaft möglich. Umso dankbarer sind wir für den schnellen Einsatz der Hilfskräfte vor Ort, unter anderem die Freiwillige Feuerwehr Offingen, die bereits gegen 15:30 Uhr eintrafen. Die Helfer teilten umgehend nach ihrem Eintreffen Getränke an alle Fahrgäste im Zug aus. An dieser Stelle ein großes Dankeschön für den Einsatz und die Hilfsbereitschaft.

Die Toiletten waren nach Rücksprache mit dem diensthabenden Personal für einen Zeitraum von 15-20 Minuten gesperrt, während der liegengebliebene Zug heruntergefahren wurde und die Ankuppelung des neuen Zuges stattfand. Davor und danach konnten die WCs genutzt werden.

Die Evakuierung eines Zuges auf freier Strecke kann grundsätzlich erst nach Begutachtung und Freigabe durch den Notfallmanager des Infrastrukturbetreibers, hier der DB Netz AG, erfolgen. Der Ablauf ist von unterschiedlichen Faktoren abhängig – die Sicherheit der Fahrgäste, Mitarbeiter und Helfer steht dabei an erster Stelle. Die Rettungskräfte sowie der Arzt vor Ort wurden in jede Entscheidung eingebunden. In diesem Fall wurde entschieden, eine Evakuierung des Zuges auf freier Strecke nicht durchzuführen. Zwar wurde versucht, einen Bus für einen möglichen Ersatzverkehr zu bestellen, allerdings gab es keine freien Kapazitäten bei den Busunternehmen in der Nähe. Aus diesem Grund wurde die Abfahrt des nächsten Zuges aus Ulm vorverlegt, um den liegengebliebenen Triebwagen anzukuppeln und bis zum nächstgelegenen Bahnhof Gundelfingen „abzuschleppen“. Dort konnten die Fahrgäste dann in den klimatisierten Zugteil wechseln. Der Zug konnte gegen 17:19 Uhr weiterfahren.

Natürlich ist es bei solchen Vorfällen oberste Maxime, unseren Fahrgästen eine schnelle Alternative bereitzustellen und sie an ihr Ziel zu bringen. Trotzdem müssen bestehende Regelungen eingehalten werden und die Sicherheit der Fahrgäste zu jeder Zeit gewährleistet sein. Aus diesem Grund können auch keine Türen auf offener Strecke geöffnet werden. Unsere eingesetzten Notdienstmitarbeiter sind intensiv geschult und arbeiten nach strengen und bewährten Handlungsvorgaben, zudem üben wir solche Einsätze mehrfach jährlich.

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