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Offingen: Hundewelpe durch Wurstköder vergiftet

Der Besitzer eines 4-Monate alten Hundewelpen in Offingen musste sich am 18.12.2017 tierärztlichen Rat suchen. Der Zustand von Noah, so der Name des Welpen, wurde schnell immer schlechter. Die Ursache dafür war aber zunächst völlig unklar.

Wir berichteten im August 2016 über in Offingen gefundene Wurstköder, die damals mit Glassplitter gespickt in einem Garten und an einem Weg gefunden wurden. Zwischenzeitlich gab es weitere ähnliche Fälle, bei denen vergiftete Köder sogar zu Todesfällen bei Hunden führten.

Jetzt wurde ein Fall bekannt, bei dem ein niedlicher Hundewelpe innerhalb kurzer Zeit plötzlich verdächtige Symptome zeigte. Der kleine Welpe war am 18.12.2017, kurz nach Mittag, mit seiner Hundemutter im Garten und hatte dort herumgetobt. Als beide wieder ins Haus zurückkamen, fiel dem Besitzer auf, dass Noah sich erbrechen musste, leicht speichelte und zitterte. Im erbrochenem waren mehrere Schinkenwurststücke, die er nicht von seinem Besitzer zum Fressen bekam. Diesem Umstand wurde aber zunächst keine Beachtung geschenkt. Nach kurzer Rückfrage bei seiner Tierärztin Dr. med. vet. Claudia Pessinger in Burgau, wurde zunächst von einem Magen-/Darminfekt ausgegangen. Dem Rat der Ärztin, mit ihm etwas rauszugehen, folge der Mann. Damit sollten die vermuteten Bauchschmerzen sich etwas lösen. Binnen Minuten verschlechterte sich jedoch der Zustand von Noah weiter. Das Speicheln wurde viel schlimmer und das Zittern ging in Krämpfe über. Der ganze Körper des Tieres zeigte unkontrollierte Zuckungen. Noah war dabei vollkommen ansprechbar laut Aussage des Besitzers, was Epilepsie und dergleichen sehr unwahrscheinlich machte, so die Tierärztin. Zwischen dem Herumtollen und den nun starken Symptomen vergingen lediglich knappe 30 Minuten.

Bei diesen eher dramatischen Verlauf durfte keine Zeit mehr verloren gehen und so riet die Tierärztin dem Herrchen nicht in ihre Praxis, sondern gleich in die Tierklinik zu fahren. Für die erfahrene Tierärztin war klar, dass Noah eine stationäre Intensivtherapie benötige und so nicht unnötig Zeit verloren ging.

Frau Dr. med. vet. Pessinger rief dann auch gleich in der Tierklinik an, zu der das Herrchen unterwegs war. Damit konnte nach dem Eintreffen rasch eine adäquate Behandlung beginnen. Es wurde eine Magen-/Darmspülung durchgeführt. Der dabei ausgespülte Inhalt war verdächtig für Schneckenkorn.

Hier ein Video von Noah, auf dem man sieht, wie der zittert.

https://youtu.be/5dT5JcU–pc

Wie geht es Noah jetzt?
Noah ging es nach der Magen-/Darmspülung schon etwas besser (nur noch leichtes Zittern) und mit der Infusion hat er sich dann erholt, das Zittern und Speicheln hörte ganz auf. Als er am nächsten Tag dann stabil war, durfte er nach Hause. Er ist wieder ganz der Alte – es ist alles wieder gut, berichtete Tierärztin auf unsere Anfrage.

Wie kann man eine Vergiftung seines Tieres erkennen?
Wir wollten von der Tierärztin wissen, wie eine Vergiftung erkannt werden kann. Das komme ganz auf das verwendete Gift und die aufgenommene Menge an. Leichtes Zittern, aufgezogener Bauch und leichtes Speicheln kann bei Magen-/Darminfekten auch vorkommen, ebenso wie Erbrechen evtl. sogar mit Spuren von Blut dabei – das muss alles noch nicht unbedingt auf eine Vergiftung hinweisen. Aber so wie im Video – starkes Zittern bis hin zu Krämpfen, unkontrollierte Zuckungen, die auch den Kopf und die Augenpartie erfassen, starkes Speicheln, weitgestellte Pupillen, auffällige Blässe oder auffällige Rötung der Schleimhäute, Erbrechen von undefinierbarem oder unbekanntem Mageninhalt (nicht der normalen Fütterung zuordbar) – da muss ein Besitzer reagieren. Je nach Verlauf genügt es eventuell den Hund in der Tierarztpraxis vorzustellen, damit er ein Medikament bekommt, das ihn erbrechen lässt, falls er es nicht schon selbst getan hat, damit nicht zu viel von dem Gift vom Körper aufgenommen werden kann. Außerdem werden dann giftresorbierende Medikamente verabreicht. In ganz leichten Fällen reicht es vielleicht, anschließend an diese Therapie, den Hund viel trinken zu lassen. Doch Vorsicht: Es von Haus aus erst mal nur mit viel trinken zu versuchen, um das Gift auszuschwemmen ohne zum Tierarzt zu gehen (der den Hund ja erbrechen lassen kann), ist u. U. ein Hazardspiel. Wenn das Gift mal in den Kreislauf gelangt ist, kann sich die Therapie schwierig gestalten, oder bereits zu spät sein.

In schwereren Fällen wie bei Noah (erkennbar am dramatischen Verlauf) sollten die Besitzer unbedingt zeitnah eine Klinik aufsuchen. Die dann erforderliche Intensivtherapie mit Magen-/Darmspülungen, stationärer Aufnahme und Infusionen über längeren Zeitraum sind in normalen Tierarztpraxen kaum mit der nötigen Überwachung des Patienten rund um die Uhr zu leisten. Wenn man allerdings davon ausgehen muss, dass es sich bei dem aufgenommenen Gift um eine ätzende Substanz handelt, wird von uns Tierärzten – so Frau Dr. Pessinger – sicher kein Brechmittel verabreicht, damit nicht eventuell die Speiseröhre zerstört wird, weil die ätzende Substanz sie zweimal passieren muss – da hilft nur verdünnen und ebenfalls wieder Magen-/Darmspülungen in der Klinik.

Tipp der Burgauer Tierärztin
Mein Rat an die Tierbesitzer ist, es allenfalls in leichten Verdachtsfällen zu versuchen, mit erhöhter Trinkmenge etc. das Gift auszuschwemmen. Sobald man davon ausgehen muss, dass mehr Gift aufgenommen wurde und/oder das Allgemeinbefinden des Tieres beeinträchtigt ist, so schnell wie möglich den Haustierarzt aufzusuchen, bzw. wenn der Verlauf rasch deutlich schlechter wird, lieber gleich in die Klinik zu fahren, da dann i.d.R. Intensivtherapie erforderlich ist.

Immer wieder werden Fälle bekannt
In der jüngsten Zeit kommt es nicht nur in Offingen, sondern auch in Günzburg und in weiteren Orten zu Fällen zu Vergiftungen und sonstigen manipulierten Tierködern mit dem Ziel, Tieren Schaden zuzufügen, oder sogar um zu töten. Bitte achten Sie auf verdächtige Personen, oder Wurststückchen auf und an Wegen und Straßen. Werden Köder in Gärten geworfen verständigen Sie den Hausbewohner und melden Sie die Beobachtung der Polizei.

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