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Thannhausen: Brandstiftung nach Einbruch – Rund 140 Personen an Alarmübung beteiligt

Wer vergangenen Samstag, am 02.07.2022, in Thannhausen gegen 14 Uhr die Sirene und danach Martinshörner hörte, wird sich gefragt haben, was passiert ist. Die Antwort darauf: Feuerwehrkräfte probten den Ernstfall.

In längerer Vorbereitungszeit wurde von Kreisbrandinspektor Ewald Beuter eine große Feuerwehrübung organisiert. Diese fand nach der Genehmigung hierzu vom Staatlichen Bauamt Krumbach an und in dem Gebäudeteil der Christoph-von-Schmid Realschule statt, der wegen eines Neubaus abgerissen wird. Dies hatte den Vorteil, dass dort im Inneren, unter anderem auch Türen aufgebrochen werden durften. Die Möglichkeit, in solchen Objekten üben zu können ist für die Einsatzkräfte wertvoll.

Einbrecher legten Feuer
Das angenommene Szenario war ein Einbruch, mit anschließender Brandstiftung. Es wütete ein Brand und im Erdgeschoss im Chemiesaal kam es zu einer Explosion. Rund 15 Personen (Mimen) befanden sich mehreren Räumlichkeiten verteilt, samt schwerer Puppen, die gefunden und gerettet werden mussten. Einige Bereiche der rund 18 Räume auf zwei Stockwerken, samt Gänge, waren hierzu stark vernebelt worden und Knallkörper wurden gezündet. Um den Stress bei den Einsatzkräften noch weiter zu steigern, ließ man einige Zeit auch die installierte Hausbrandmeldeanlage schrillen, welche einen ohrenbetäubenden Lärm erzeugte. Mit Pyrotechnik wurde auf dem Flachdach eine Rauchentwicklung erzeugt.

Es wurde real alarmiert
Als man nach Absprache über die Leitstelle alarmieren lies, womit die Funkmeldeempfänger der Feuerwehrleute und die Sirene ausgelöst werden, wurden die Kräfte davon überrascht, denn sie wussten im Vorfeld nichts von der geplanten Übung. Sie eilten also wie im realen Einsatzfall zum Gerätehaus und rückten aus.

Im ersten Fahrzeug traf der 1. Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Thannhausen Karl-Heinz Pfitzmayr ein, der vom Hausmeister (gespielt von Kreisbrandrat Müller) zugerufen bekam, dass sich noch Kinder im Gebäude befinden. Pfitzmayr verschaffte sich einen ersten Überblick über die Lage und koordinierte die ersten Maßnahmen, während weitere Feuerwehrfahrzeuge eintrafen. Gegenüber der Schule wurde eine Einsatzleitung aufgebaut. Sofort kamen die ersten Trupps unter schwerem Atemschutz zur Personenrettung zum Einsatz. Diese hat bei den Kräften oberste Maxime.

Als sie das Gebäude betraten, zündete bereits ein Knallkörper direkt neben ihnen. Sie versuchten in den Gang zu kommen, der zum Chemiesaal führt, standen aber nach erster Prüfung vor einer verschlossenen Türe und versuchten nun mit Gewalt diese zu öffnen. Dazu hebelten sie am Rahmen und schlugen dann gegen die Türverglasung. Als Übungsleiter Beuter dies mitbekam, gab er den freundlichen Hinweis, die Türklinke nochmals zu prüfen und siehe da, die Türe ging zu den Kräften hin auf, was offensichtlich in der Hektik bei der ersten Prüfung nicht bemerkt wurde. Eine Situation, über die man schmunzeln mag, aber so etwas kann im Stress passieren. Sie durchkämmten nun nach und nach die Räume auf der Suche nach Personen. Derweil ging auch ein Trupp im Obergeschoss vor, um die Räumlichkeiten dort zu überprüfen. Dabei wurde dann auch ein Feuerwehrmann, der eine Atemschutzflasche trug, am Boden liegend vorgefunden. Die Kräfte mussten auch darauf richtig reagieren und ihren Kameraden in Sicherheit bringen, bzw. Unterstützung zur Rettung nachfordern. Dies gestaltete sich schwierig, denn in einigen Bereichen war kein Funkkontakt möglich und der Haupteingang wurde (nur angenommen) verschüttet und war damit nicht mehr nutzbar. Während des Geschehens in der Schule waren auch Außen Kräfte mit dem Löschen des imaginären Brandes und dem Retten von Personen unter anderem vom Flachdach beschäftigt.

Nach und nach wurden die Puppen und eine Person nach der anderen gefunden und ins Freie gebracht, wo sie symbolisch dem Rettungsdienst übergeben wurden. Auch ein Rollstuhlfahrer galt es aus dem Gebäude zu retten.

Insgesamt lief die Übung nicht nach Lehrplan, aber dennoch gut. In jedem größeren realen Einsatz gibt es eine sogenannte Chaosphase, in der alles etwas durcheinander geht, bis alles so läuft, dass sich alle ihre Aufgaben haben und „an einem Strang“ ziehen, um das Einsatzziel möglichst rasch zu erreichen. Das selbst das Aufbrechen einer Türe einen fast verzweifeln lassen kann, musste ein Trupp der Feuerwehr Bayersried-Ursberg-Premach feststellen. Sie kämpften minutenlang an einer solchen Türe, welche sich sehr widerspenstig zeigte.

Es wurden zunächst die Feuerwehren Thannhausen und Ziemetshausen alarmiert. Nach der ersten Erkundung nachalarmiert wurden dann die Feuerwehr Krumbach, die mit der Drehleiter angefordert wurde, sowie die Feuerwehren Oberrohr, Balzhausen, Münsterhausen, Bayersried-Ursberg-Premach und Edenhausen. Gemeinsam mit den Mimen waren dann rund 140 Personen an dieser schweißtreibenden Übung bei sommerlichen Temperaturen beteiligt.

In der Abschlussbesprechung wurde dann von den Übungsbegleitern und den jeweiligen Kommandanten und Gruppenführern Manöverkritik geäußert. Fazit: Es lief gut, man kann noch einiges besser machen und wir lernen daraus.

Auch der Bürgermeister der Stadt Thannhausen Alois Held wollte sich die Übung nicht entgehen lassen und war mit vor Ort. Wie er berichtet, wurde er von den durch das Treiben angelockten Bürgerinnen und Bürger angesprochen „was dies wieder an Geld kostet und ob das sein müsse“. Wenn man sich vor Augen führt, dass hier die Kräfte ehrenamtlich im „Einsatz“ waren und die Erfahrungen aus einer solchen Übung ALLEN SEITEN zu Gute kommt, werden sich die Fragenden diese Antwort wohl selbst geben können.

Ein Appell der Feuerwehr an Eltern:
Kreisbrandrat Stefan Müller richtet einen Appell an Eltern, bei Ereignissen an solchen Objekten wie Kindergärten und Schulen nicht die Örtlichkeit direkt anzufahren. Bei größeren Einsätzen benötigen die anfahrenden Kräfte der Feuerwehr und auch des Rettungsdienstes den Platz auf dem Gelände und drumherum, um die erforderlichen Maßnahmen effektiv durchführen zu können. Können die Kräfte ungehindert agieren, dient dies dem gemeinsamen Ziel möglichst rasch den betroffenen Personen helfen zu können, bzw. diese zu retten. Dabei geht es nicht nur um ihr Kind, auch andere Eltern haben Angst um ihre Kleinen. Seien sie sich sicher: Auch Einsatzkräfte sind Eltern und tun alles, um auch ihr Kind in Sicherheit zu bringen, mit dem richtigen Sachverstand und Knowhow.

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