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Coliforme Keime im Vöhringer Trinkwasser: Normalbürger sind in der Regel nicht gefährdet

Dr. Martin Küfer (ÖGD) beantwortet häufige Fragen zur Verschmutzung des Trinkwassers in Vöhringen (Kreis Neu-Ulm)

Im Trinkwasser der Stadt Vöhringen sind in Proben vom 18. und 23. Juli 2018 coliforme Keime festgestellt worden. Auffällige Werte zeigten sich im neuen Hochbehälter (ein coliformer Keim pro 100 Milliliter), im Ortsnetz in der Nähe der Baustelle am Berliner Ring (drei coliforme Keime pro 100 Milliliter) sowie am Übergabeschacht Thal (vier coliforme Keim pro 100 Milliliter). Eine vierte Trinkwasserprobe von der Baustelle „Hecken-graben“ war unauffällig. Weitere Proben wurden am 24. und 25. Juli entnommen. Die Ergebnisse werden bis 27. Juli erwartet.

Der Geschäftsbereichsleiter des Öffentlichen Gesundheits-dienstes am Landratsamt Neu-Ulm (ÖGD; früher: Gesundheitsamt), Dr. Martin Küfer, beantwortet hier häufig gestellte Fragen. Die Fragen werden ständig aktualisiert und auf der Internetseite des Landratsamts sowie der Stadt Vöhringen beantwortet.

Was sind coliforme Keime?
Coliforme Bakterien sind gram-negative Stäbchenbakterien. Die Gruppe der coliformen Bakterien umfasst sowohl Arten fäkalen Ursprungs (das heißt, sie kommen aus dem Darm) als auch sogenannte Umweltcoliforme (sie kommen außerhalb des Darmtraktes in der Umwelt vor). Zur Gruppe der coliformen Bakterien zählen verschieden Arten (zum Beispiel Enterobacter-, Citrobacter-, Klebsiella- und Serratia-Spezies).

Welche gesundheitliche Bedeutung haben coliforme Bakterien?
Eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit muss bei alleinigem Nachweis von coliformen Bakterien für die Normal-bevölkerung in der Regel nicht befürchtet werden. Dies gilt jedoch nicht für Klebsiella pneumoniae und Enterobacter cloacae, die zum Beispiel Wundinfektionen und Blutvergiftungen auslösen können.

Wer ist besonders gefährdet?
Bei abwehrgeschwächten Personen ist beim Nachweis von coliformen Bakterien eine gesundheitliche Gefährdung nicht auszuschließen. Als abwehrgeschwächt gelten etwa Säuglinge und Kinder, ältere Personen, Personen mit geschwächtem Abwehrsystem zum Beispiel nach Chemotherapie, Knochenmarktransplantation oder Cortisontherapie.

Welche Bedeutung haben coliforme Bakterien im Trinkwasser?
Coliforme Bakterien dienen laut der Trinkwasserverordnung als Verschmutzungsanzeiger für Trinkwasser. Als Grenzwert laut Trinkwasserverordnung dürfen coliforme Bakterien in 100 ml Wasserprobe nach einem Anreicherungsverfahren nicht nachweisbar sein, das heißt der Grenzwert liegt bei 0 pro 100 ml. Werden erhöhte Werte festgestellt, müssen Maßnahmen getroffen werden, diese Bakterien im Trinkwasser abzutöten (beispielsweise Abkochgebot, Chlorung) beziehungsweise auszuspülen.

Wie kommen coliforme Bakterien in das Trinkwasser?
Der Nachweis von coliformen Bakterien ist ein Hinweis auf fäkale (aus dem Darmtrakt kommend) und/oder nicht-fäkale Verunreinigungen. Der Nachweis coliformer Bakterien stellt keinen eindeutigen Beweis für eine fäkale Verunreinigung dar, ist aber immer ein Hinweis auf einen nicht ordnungsgemäßen Zustand im Versorgungssystem.

In Vöhringen kann dies mit den Baumaßnahmen zusammenhängen. Es wird aber routinemäßig immer auch nach anderen Ursachen gesucht.

Das Vorkommen niedriger Konzentrationen wie jetzt in Vöhringen bedeutet nicht zwingend einen Eintrag von außen, da es zum Beispiel bei plötzlicher Erhöhung der Fließgeschwindigkeit oder bei Umkehr der Fließrichtung des Trinkwassers zu einer Freisetzung coliformer Bakterien aus im Netz vorhandenen Ablagerungen oder aus Biofilmen kommen kann.

Können sich coliforme Bakterien im Leitungsnetz vermehren?
Eine Vermehrung von coliformen Bakterien im Leitungssystem ist nur zu erwarten, wenn ungeeignete Leitungsmaterialien eingesetzt werden, die Nährstoffe ins Wasser abgeben, die Wassertemperatur über 20 °C beträgt und/oder anaerobe Bedingungen herrschen. Beides ist in Vöhringen nicht der Fall.

Wie wird das Trinkwasser abgekocht?

  • Lassen Sie das Wasser einmalig sprudelnd aufkochen und dann langsam über mindestens zehn Minuten abkühlen. Die Verwendung eines Wasserkochers ist aus praktischen Gründen zu empfehlen.

Alternativ kann auch abgepacktes Wasser oder Trinkwasser aus einer anderen Wasserversorgung verwendet werden.

Für welche Zwecke muss das Trinkwasser abgekocht werden?

  • Trinken Sie Leitungswasser nur abgekocht.
  • Nehmen Sie für die Zubereitung von Nahrung ausschließlich abgekochtes Leitungswasser. Dies gilt ebenso für Wassersprudler, die Eiswürfelbereitung und zum Lösen von Medikamenten.
  • Für folgende Zwecke ist das Wasser abzukochen: zum Zähneputzen, für Mundduschen, zum Reinigen offener Wunden.

Für welche Zwecke kann auf das Abkochen verzichtet werden?

  • Sie können das Leitungswasser für die Toilettenspülung benutzen.
  • Händewaschen, Duschen oder Baden mit belastetem Was-ser ist kein Problem, denn coliforme Keime dringen nicht durch die Haut und werden auch nicht eingeatmet wie zum Beispiel Legionellen.
  • Beim Wäschewaschen in der Waschmaschine werden die Keime durch Temperatur und Waschmittel abgetötet.

Wann ist das Wasser wieder bedenkenfrei trinkbar?
Alle beteiligten Stellen arbeiten an der schnellstmöglichen Beseitigung der Störung. Die Ergebnisse der Nachproben werden voraussichtlich am Freitag, 26. Juli 2018 vorliegen. Hierüber wird die Stadt Vöhringen entsprechend informieren. Es wurden dem Wasser keine Zusätze zugegeben.

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