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Junge „Biker“ und Wiedereinsteiger 45+ auffällig oft in Verkehrsunfälle verwickelt

Motorradfahrer sind neben Kindern, Fußgängern und Radfahrern eine Hauptrisikogruppe für schwere Unfälle. Junge „Biker“ und Motorradfahrer im Alter zwischen 45- und 54 Jahren sind besonders gefährdet. Trotz steigender Zulassungszahlen geht die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten und getöteten Personen zurück.

Von 2011 bis 2019 stieg die Anzahl an zugelassenen Motorrädern in Bayern von rund 771.641 auf rund 944.258 um 22,4 Prozent an.

Trotz steigender Zulassungszahlen, geht die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten oder getöteten Zweiradfahrer in Bayern seit 2011 tendenziell zurück. Im Jahr 2019 waren 8.546 (2011: 9.732) motorisierte Zweiradfahrer an Unfällen beteiligt, dies bedeutet einen Rückgang um 12,2 Prozent. Bei den Motorradunfällen wurden 7.577 (2011: 8.648) Motorradfahrende (Fahrer und Mitfahrer) verletzt (-12,4 Prozent).

Im Bereich des Polizeipräsidium Schwaben Süd/West stieg die Anzahl an Motorradunfällen von 2011 (476) bis 2019 (714) an, jedoch ging die Zahl der Unfälle mit getöteten Motorradfahrern von 21 auf 9 zurück.

Die Gesamtfahrleistung von Krafträdern in Bayern betrug im Jahr 2018 lediglich 1,3 Prozent der Gesamtfahrleistung aller Kraftfahrzeuge. Der Anteil der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von motorisierten Zweiradfahrern am Gesamtunfallgeschehen beträgt 2,1 Prozent. Diese Zahlen untermalen, dass für Motorradfahrer die Teilnahme am Straßenverkehr in Bayern ein hohes Unfall- und Verletzungsrisiko birgt.

Jeder fünfte Verkehrstote und jeder neunte Verletzte in Bayern ist ein Motorradfahrer!

Welche Motorradfahrer sind besonders gefährdet?

Jugendliche im Alter zwischen 14 und 17 Jahren
sind überproportional stark an Motorradunfällen beteiligt. Die Zahl der getöteten Motorradfahrer in diesem Altersspektrum ging zwischen 2011 (1.900) und 2019 (1.679) um 33 Prozent zurück. Jedoch ist fast jeder fünfte Unfallbeteiligte ein Jugendlicher. Dies dürfte hauptsächlich mit wenig Fahrerfahrung zusammenhangen und weil Jugendliche eher dazu neigen, Grenzen zu überschreiten.

Junge Erwachsene unter 18 Jahren
sind ebenso auffällig oft Beteiligte von Motorradunfällen. Der Umstieg auf schnelle Motorräder und das Gefühl, ein erfahrener Biker zu sein, verleiten offenbar zu risikobereitem Fahren. Im Jahr 2019 war diese Altersgruppe an 1.374 Motorradunfällen beteiligt (2011: 1.699).

Bei Erwachsenen im Alter von 25 bis 44 Jahren
ist die Beteiligung an Verkehrsunfällen (2011: 2.789, 2019: 2.000) um 28,3 Prozent rückläufig, besonders auffällig ist hier der Rückgang der dabei Getöteten (2011: 69, 2019: 23)

Erwachsene zwischen 45 und 54 Jahre
gehören mit insgesamt 1.436 (2011: 1.947) Unfällen und 20 (2011: 36) getöteten motorisierten Zweiradfahrern zu einer auffälligen Altersgruppe. Sie verfügen zwar grundsätzlich über ausreichend Fahrerfahrung, die geübte und sichere Beherrschung der Maschinen dürfte jedoch wegen längerer Motorradabstinenz verlorengegangen sein. Oft steigen Personen in dieser Altersgruppe nach einer „Familienpause“ wieder ins Motorradfahren ein.

Erwachsene von 55 bis 64 Jahre
Die Beteiligung dieser Altersgruppe an Verkehrsunfällen ist in den vergangenen Jahren ständig steigend (2011: 927, 2019: 1.473). Die Zahl der dabei getöteten Motorradfahrer hat sich mehr als verdoppelt (2011: 11, 2019: 24).

Senioren ab 65 Jahre
Bei den Senioren ist ein Anstieg um 33,5 Prozent von 531 Verkehrsunfällen in 2011 auf 709 Unfälle in 2019 festzustellen. Die Anzahl der getöteten Kraftradfahrer erhöhte sich deutlich von 8 auf 17.

Die Hauptrisikogruppen stellen die unter 18-Jährigen, die jungen Erwachsenen sowie die Altersgruppe 45+ dar. Besonders auffällig ist, dass in der Altersgruppe 45+ die Anzahl der Verkehrsunfälle, die Zahl der dabei Getöteten und der Verletzten sich weiterhin auf einem hohen Niveau bewegt, während diese Zahlen bei den Motorradfahrern insgesamt inzwischen rückläufig sind.

Was sind die Hauptunfallursachen?
53,4 Prozent der Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang werden von den motorisierten Zweiradfahrern selbst verursacht.

Geschwindigkeit
Geschwindigkeitsunfälle sind in den vergangenen Jahren tendenziell gestiegen (Bayern 2011: 839, 2019: 981). Je schneller gefahren wird, desto schwerer sind die Unfallfolgen. Seit Jahren sind Geschwindigkeitsüberschreitungen und nicht angepasste Geschwindigkeit die Hauptunfallursachen bei Verkehrsunfällen mit Schwerverletzten oder Toten.

Überholen
Rückläufig sind die Zahlen beim Überholen von 296 (2011) auf 288 (2019). Es besteht häufig ein enger Zusammenhang zwischen den Unfallursachen Überholen und Geschwindigkeit, welche für den verunglückten Motorradfahrer meist schwerwiegende Folgen haben.

Straßenbenutzung
Hierunter fallen vor allem Unfälle, bei denen Unfallbeteiligte in den Gegenverkehr geraten, was oft folgenschwere Frontalzusammenstöße zu Folge hat. Dahingehend wurde ein Anstieg um 6,1 Prozent verzeichnet (2011: 344, 2019: 365)

Abstand
Die Zahl der Abstandsunfälle ist von 543 in 2011 auf 683 in 2019 gestiegen. Da viele Motorradfahrer in Gruppen unterwegs sind, ist die Einhaltung des Sicherheitsabstandes wichtig, um bei unvorhergesehenen Situationen Sicherheitsreserven zu haben.

Wie kann ich als Motorradfahrer Unfälle vermeiden?

„Neu- oder Wiedereinsteiger“ ab 45 Jahren und junge Motorradfahrer bilden eine Risikogruppe. Die Polizei empfiehlt das Absolvieren eines Fahrsicherheitstrainings.

Im Rahmen eines solchen Trainings können Biker ihre „Skills“ unter fachkundiger Anleitung auf einem Übungsplatz und in sicherer Atmosphäre verbessern und auch einmal die Grenzen des „Bikes“, beispielsweise in der Kurvenfahrt, ausloten. Ein solches Training bietet sich gleichermaßen nach längerer Motorradabstinenz, genauso aber auch für Fahranfänger an. Fahrsicherheitstrainings werden vielerorts von Automobilclubs und Interessens- und Fachverbänden angeboten.

Vorausschauendes Fahren im Hinblick auf das Erkennen möglicher Gefahrenquellen ist gerade für Motorradfahrer, die bei Verkehrsunfällen meist die „schlechteren Karten“ haben, ein äußerst wichtiger Aspekt.

In diesem Zusammenhang gelten als klassische Gefahrensituationen für Motorradfahrer:

  • Fahrzeuge, die an Einmündungen, Zufahrten aus untergeordneten Straßen, Parkplätzen etc. stehen und erkennbar in den Vorfahrtsbereich einfahren wollen.
  • Langsam fahrende Fahrzeuge (häufig Traktorgespanne), hinter denen sich weitere Fahrzeuge befinden, die sich nicht überholen trauen oder unsicher sind, obwohl „frei“ ist.  Das Vertrauen darauf, dass sich die anderen Verkehrsteilnehmer bei solchen Situationen immer richtig verhalten, erweist sich auch im Bereich des PP Schwaben Süd/West immer wieder als Trugschluss und führt zu teils schweren Verkehrsunfällen.
  • Um auf solche möglichen Gefahrensituationen reagieren zu können, gilt als oberstes Gebot die Einhaltung der zulässigen Geschwindigkeit und das Vermeiden von gefährlichen Überholmanövern.
  • Häufig äußern sich Unfallbeteiligte, dass sie den Motorradfahrer übersehen haben. Es empfiehlt sich daher das Tragen von gut sichtbarer Warnkleidung.

(Die genannten Zahlen beziehen sich – soweit im Einzelnen nicht anders erläutert – auf die bayernweite Verkehrsunfallstatistik.)

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