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Altes Handwerk hautnah erleben: Handwerkertage am 9. und 10. September in in Illerbeuren

Zum 38. Mal finden im Schwäbischen Bauernhofmuseum in Illerbeuren (Landkreis Unterallgäu) die Handwerkertage statt.

Am 9. und 10. September 2017 tummeln sich auf dem weitläufigen Gelände von Schwabens Freilichtmuseum über 50 Gewerke mit mehr als 100 Akteuren und führen die alten Handwerkstechniken den Besuchern anschaulich vor.

Den Handwerkern über die Schulter geschaut

In Stuben, Tennen und Werkstätten befindet sich jeder in Aktion. Instrumente werden gebaut, Körbe geflochten und Besen gebunden. Kunsthandwerk wie Kloster- und Goldschmiedearbeiten oder auch Hinterglasmalerei werden in ihrer Produktion gezeigt und ebenso zum Verkauf angeboten. Hammerschläge und Sägekreischen, das Rütteln der Dreschmaschine oder das Surren der Drehbank vermitteln einen Eindruck davon, wie lebendig die Geräuschkulisse eines Dorfes noch zu Zeiten unserer Großeltern und Urgroßeltern war.

Kraftzehrende Tätigkeiten wie das Behauen von Balken oder Pflastern eines Weges stehen dabei in Kontrast zu filigranen Handarbeiten, die höchste Konzentration verlangen. Um das alte Handwerk und die Handarbeiten in ihrer Vielfalt zeigen zu können, reisen die teilnehmenden Handwerker aus ganz Schwaben und dem Allgäu an. Das transportable Sägewerk von Josef Linder aus dem Oberallgäu, das von etwa 1930 an bis in die 60er Jahre in den Wäldern im Einsatz war, ist eine ganz besondere Attraktion. Es wurde zerlegt und mühsam, teilweise auf den Schultern, zu Baustellen im Gebirge gebracht, um das Bauholz vor Ort zusägen zu können.

Die Vorführungen laufen an beiden Tagen von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr, das Museum hat von 9 bis 18 Uhr geöffnet.

Lebendige Tradition in Schwabens Freilichtmuseum

Seit 38 Jahren kommen die Vertreter alter Handwerkstechniken ins Museum, um ihr, oft über Jahrhunderte weitergegebenes, Wissen vorzuführen. Denn viele dieser Techniken und Berufe sind schon seit der Industrialisierung, spätestens aber seit den 1960er Jahren im Verschwinden begriffen: Wagner und Weber, Küfer und Kesselflicker, Hutmacher und Hufschmied und viele andere mehr. Auch die früher ganz üblichen Handarbeiten wie Spinnen, Klöppeln oder Knüpfen wurden lange Zeit immer seltener ausgeübt und entwickeln sich erst jetzt wieder zum Trend. Diese Berufe und Techniken, von denen man oft nur ein vages Bild vor Augen hat oder die man lediglich aus historischen Filmen oder Dokumentationen kennt, erwachen an diesem Wochenende im Museum zum Leben. Denn für das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren sind die Handwerkertage, die traditionell jedes Jahr am zweiten Septemberwochenende stattfinden, von großer Bedeutung. Nicht nur Häuser und Lebenswelten vergangener Jahrhunderte sollen im Museum bewahrt, sondern auch das alte Handwerk dem Besucher vermittelt werden. Auch für die Handwerker wird eine Plattform geboten, ihr Können zu zeigen, sich unter Kollegen auszutauschen und Kontakte zu pflegen. Viele von ihnen sind seit Jahren dabei, manche von ihnen sogar seit der „ersten Stunde“ im Jahr 1980. Seither können die Museumsbesucher in Illerbeuren einmal im Jahr direkt neben den Handwerkern stehen und ihnen bei ihrer Arbeit zusehen. Zeuge zu werden, wie ein löchriger Blecheimer geflickt oder der Stiel eines Beils mit dem Zugeisen bearbeitet wird, ist eindrücklicher als etwa ein YouTube-Video im Internet anzuschauen. Vor allem aber gibt es die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Zu den verwendeten Materialien, zu der Zeit, die so ein Werkstück benötigt, zu der Leidenschaft für ein Handwerk, das so manch einen schon sein halbes Leben begleitet. Dadurch bekommt der Besucher ein besseres Gespür dafür, wieviel Aufwand selbst in einem kleinen Nagel stecken kann, den man heutzutage im Hunderterpack im Baumarkt kauft. Die gezeigten Arbeiten regen das Publikum zum Staunen und Bewundern an, die selbst hergestellten Dinge gewinnen wieder an Wert und Bedeutung. Und für den einen oder anderen sind die Handwerkertage sicherlich auch eine Inspiration, sich mit dem überlieferten Wissen unserer Vorfahren auseinander zu setzen und einen eigenen Beitrag dafür zu leisten, dass es nicht verloren geht.

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