Krumbach: Flirt endet mit organisierter Erpressung
„Sextortion“-Fälle nehmen zu
Zwei junge Männer meldeten sich die vergangenen Tage bei der Polizei in Krumbach, da sie Opfer einer Erpressung geworden sind. Für die beiden 23 und 25 Jahre alten Männer endete ein anfänglicher Flirt im Internet mit organisierter Erpressung.
Die beiden Männer hatten zuvor über einen Onlinedienst mit vermeintlich an ihnen interessierten Damen Kontakt aufgenommen. Während der Kommunikation schafften es die Täter, das Vertrauen der Männer zu erschleichen. Letztlich gelang es ihnen in beiden Fällen, Nacktvideos der Männer zu erlangen. Im Anschluss forderten die Erpresser Geldzahlungen, andernfalls würden die Videos über Social Media veröffentlicht. Beide Männer leisteten keine Zahlung. Die Täter versandten zumindest in einem Fall das Video an die Kontakte der Geschädigten. Die Ermittlungen gestalten sich in der Regel schwierig, da die Täter aus dem Ausland agieren und äußerst professionell vorgehen.
Wie funktioniert „Sextortion“?
Bei Sextortion lernt der Betroffene zunächst eine fremde Person über ein soziales Netzwerk wie Twitter, Snapchat, Instagram oder Facebook kennen. Der Betroffene und die fremde Person kommunizieren miteinander. Mit dem Ziel, das potentielle Opfer dazu zu überreden, sich vor seiner Webcam auszuziehen und sexuelle Handlungen an sich selbst vorzunehmen, lenken die Täter die Kommunikation schnell auf eine Video-Telefonie um. Dabei zeichnen sie diese sexuellen Handlungen auf und drohen im Anschluss daran, dieses Video oder Bild im Internet zu veröffentlichen, falls der geforderte Geldbetrag nicht gezahlt würde.
Bei einer anderen Variante von Sextortion verschicken die Täter an ihre Opfer per E-Mail ein Erpresserschreiben, in dem sie behaupten, von ihrem Opfer kompromittierende Sexvideos aufgenommen zu haben und dann Geldbeträge fordern, damit diese dann nicht veröffentlicht werden. Häufig werden derartige E-Mails massenweise ohne konkretes Ziel als Spam-Mails verschickt.
Das Phänomen „Sextortion“ betrifft mehrheitlich zwar Männer, aber auch Frauen können davon betroffen sein. Meistens sind die Drahtzieher in Banden organisiert, operieren vom Ausland aus oder nutzen sogenannte Bots, um ihre Erpresserschreiben per Mail zu verteilen.
Wieviele Fälle kamen bislang zur Anzeige?
In Schwaben Süd/West wurden im Jahr 2020 rund 80 Fälle registriert, in diesem Jahr waren es bereits über 140. Es entstand in diesem Jahr bereits ein Beuteschaden in Höhe von mehr als 30.000 Euro (2020: 14.000 Euro).
Im Landkreis Günzburg kamen in diesem Jahr bereits rund 30 Fälle zur Anzeige (2020: 12 Fälle).
Was rät die Polizei?
Um sich vor „sexueller Erpressung“ zu schützen, gilt es Folgendes zu beachten:
- Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen von fremden Personen an.
- Prüfen Sie regelmäßig Ihre Account- und Privatsphäreeinstellungen.
- Stimmen Sie nicht vorschnell einem Videochat zu.
- Im Zweifel: kleben Sie die Chatkamera zunächst ab, um lediglich verbal zu kommunizieren und das Geschehen zu beobachten.
- Stimmen Sie keinen Entblößungen oder intimen Handlungen in Videochats zu, wenn Sie die Person erst seit kurzem kennen.
Falls Sie bereits erpresst werden sollten:
- Überweisen Sie kein Geld. Die Erpressung hört nach der Zahlung meist nicht auf.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
- Kontaktieren Sie den Betreiber der Seite und veranlassen Sie, dass das Bildmaterial gelöscht wird. Nicht angemessene Inhalte kann man dem Seitenbetreiber über eigens hierfür eingerichtete Buttons melden.
- Brechen Sie den Kontakt zu der anonymen Person sofort ab, reagieren Sie nicht auf Nachrichten.
- Sichern Sie die Chatverläufe und Nachrichten mittels Screenshot.
Ist es bereits zu spät und Sie haben bereits eine Überweisung getätigt, kontaktieren sie schnellstmöglich ihren Kreditkartenanbieter oder ihre Bank. Es ist eventuell noch eine Rückholung des Geldes möglich. Wenn das Geld bereits auf dem Zielkonto eingegangen ist, kann diese Bank kontaktiert werden.
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