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Michael Altinger mit seinem neuen Programm „Hell“: Im Interview

Der 1. Teil einer Kabarett-Trilogie – Mit „Hell“ startet der BR-Schlachthof-Gastgeber Michael Altinger im Oktober 2016 seine erste Kabarett-Trilogie

„Das Helle, das sind immer die anderen“, wusste schon Jean Paul Sartre … oder war es Franz Beckenbauer? Michael Altinger auf jeden Fall, hat sich dem heutzutage so dringenden Wunsch vieler Menschen gewidmet, zu einer Lichtgestalt zu werden. Also zumindest irgendwie doch noch mehr aus sich zu machen, als man bis heute ist. Ein solch umfassendes Thema sprengt natürlich den gewohnten Rahmen. Niemals reicht dafür nur ein einziges Kabarett-Programm.

Mit „Hell“ startet der BR-Schlachthof-Gastgeber im Oktober 2016 seine erste Kabarett-Trilogie. Es geht um den Aufstieg aus der Monotonie der Vorstadt. Raus aus der immer gleichen Abfolge von Arbeit, Alkohol, verpasstem Sport und eheähnlichen Endzeitgegnern. Man könnte sich doch noch etwas Bleibendes für die Ewigkeit verschaffen, etwas, das über die Dauer der eigenen Existenz hinausreicht.

Und dazu brauchen wir eine neue Vision! Wir wissen nicht, was Jesus getan hätte. Aber der musste sich in unserem Alter auch keine Gedanken mehr machen. Altinger ist dagegen mit Mitte vierzig noch so jung, wie man noch zu keiner Zeit mit Mitte vierzig war. Da geht also noch was! Na dann, worauf warten wir? Wir sind noch immer sexy und brauchbar! Also lasst uns alle zu Leittieren werden und eine neue Religion stiften!

Dazu wird Altinger erst einmal Verantwortung übernehmen. Und zwar für sich. Allein damit stellt er sich schon einer Herausforderung, der heutzutage nur die wenigsten gewachsen sind.

Zusammen mit seiner Ein-Mann-Band, Martin Julius Faber, führt er im ersten Teil der Kabarett-Trilogie ins Helle. Ob das der Himmel sein wird oder die lodernde Höllenglut, das wird sich im Lauf der kommenden Jahre zeigen, wenn Mitte 2019 „Halblicht“ folgt, der zweite Teil, aufgeführt in ausgewählten Opernhäusern des deutschsprachigen Raums. „Finster“, der dritte Teil, beendet dann 2022 als Dauergastspiel für zwei Jahre im Caesars Palace, Las Vegas die Trilogie. Das ist der Plan. Und er ist gut.

Also, „Bon voyage“ … um noch einmal mit Jean Paul Sartre zu sprechen. Regie: Gabi Rothmüller

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Foto: Martina Bogdahn

Altinger im Interview:

Das neue Programm trägt den Titel „Hell“. Was dürfen wir uns unter diesem Titel vorstellen?
Es geht mir schon um die Helligkeit, das Licht, auf das wir ja bekanntlich spätestens dann zusteuern, wenn wir nicht mehr vom Fleck kommen. Es geht auch um eine Reinheit, die die Menschheit immer gern verehrt hat und die, mit dem Einstieg ins Informationszeitalter, ausgestorben ist. Höchste Zeit also, noch einen letzten Versuch zu starten, selbst zur reinsten Reinheit zu gelangen, ein moralisches Vorbild zu sein, eine echte Lichtgestalt.

Ein moralisches Vorbild zu sein ist ein hoher Anspruch, kann das gelingen?
Natürlich nicht. Sonst wird’s ja nicht lustig. Aber ich werde bei jeder Vorstellung mit den besten Vorsätzen starten, das verspreche ich. Scheitern werde ich trotzdem, weil jede Reinheit nach enormer Opferbereitschaft und Verzicht verlangt. Und dem folgen bekanntlich nicht einmal die größten Religionsgemeinschaften. Es wäre anmaßend von mir, mich ernsthaft darüber hinwegsetzen zu wollen.

Beim Titel „Hell“ könnte man auch an die Hölle denken. War das ihre Absicht?
Meine volle Absicht! Aber die Hölle spielt tatsächlich keine so große Rolle. Aber unwichtig ist sie auch nicht. Ich will ja wissen, wo alle Bösen hinkommen. Und dort muss es möglichst unangenehm und grausig sein. Wenn ich mich darauf verlassen kann, dann kann es mir sogar wurscht sein, wie mein eigener Himmel aussieht. Es reicht schon, auf die Bösen hinunterschauen zu können. Von wo aus auch immer.

Glauben Sie, dass Sie zu den Guten gehören?
Ja. Und ich glaube, das würde jeder von sich behaupten.

Herr Altinger, Sie wagen sich erstmals an eine Kabarett-Trilogie. Eine Geschichte, die sich über drei Programme strecken wird. Wie kam es zu dieser Idee?
Das Grundthema gibt für mich einfach so viel her, dass dafür die normale Länge eines einzigen Kabarettprogramms nicht ausreicht. Mit „normaler Länge“ meine ich maximal 95 Minuten, mit Pause. Ich will mein Publikum nicht ermüden. Schon allein, weil mir ein ordentlicher Schlussapplaus sehr wichtig ist.

Auf welche Geschichten dürfen sich die Fans im ersten Teil freuen?
Im Auftakt des Programms geht es um einen Autounfall, nix Schlimmes, ein ganz normaler Blechschaden. Der Schuldige bin eindeutig ich. Das ist die Wahrheit und dazu stehe ich. Aber dann kommen Kosten, Anwälte, Versicherungen und beste Freunde auf mich zu und allmählich verkommt die Wahrheit immer mehr zu einer Option und schließlich gibt es eine ganz neue Wahrheit, die für mich viel besser und günstiger ist….

Gehen Sie dabei auch auf aktuelle Ereignisse aus Gesellschaft und Politik ein?
Das kommt immer darauf an, wie mich ein Ereignis persönlich berührt oder beschäftigt. Ein Ereignis ins Programm zu nehmen, weil ich mir einbilde, dass der Zuschauer danach verlangt, das liegt mir nicht so. Da krampf ich ein und werde zum Humor-Dienstleister. Oftmals ist der Zuschauer ja sogar dankbar, wenn man ein aktuelles Ereignis eben gerade nicht direkt anspricht. Mir ist das Indirekte lieber. Da hab ich mehr Spielraum und es wird lustiger.

Und das Ganze wird, wie immer begleitet, von Ihrer Ein-Mann-Band, Martin Julius Faber?
Der Martin darf nicht fehlen. Zum einen, weil sich auf musikalischem Weg manche Inhalte leichter transportieren lassen. Zum anderen, weil ich den Martin auf der Bühne brauche, auch als Anspielpartner, aber in erster Linie als musikalische Stütze, die sich nie in den Vordergrund drängt. Das tut einem Narzissten wie mir sehr gut.

Der Handlungsort Ihrer Programme war bisher immer das bayerische „Strunzenöd“. Sind Sie inzwischen ausgewandert oder bleiben Sie bei Ihren Wurzeln?
Bei mir spielt immer alles in Strunzenöd. Es ist mein ganz persönliches Entenhausen. Da kenn ich mich aus, das ist meine geistige Heimat. Hier kann und darf alles passieren. Eine Spielwiese, die ich mir nicht nehmen lasse. Außerdem wären die Strunzenöder schön beleidigt, wenn ich plötzlich Fremdgehen würde. Das gäbe enormen Ärger und den tu ich mir nicht an.

Sie stehen seit über 20 Jahren auf der Kabarettbühne. Was hat sich in dieser doch langen Zeit im Kabarett verändert?
Die öffentliche Aufmerksamkeit hat sich stark erhöht. Kabarett wird immer wichtiger für die Meinungsbildung in der Gesellschaft. Es gibt inzwischen eine wahre Flut an unterschiedlichsten Informationen zu den einzelnen Ereignissen, dass der Energie- und Zeitaufwand, sich selbst daraus eine Meinung zu bilden, immer größer wird. Diese Zeit und diese Energie hat nicht jeder. Deshalb stützen sich viele Leute inzwischen auf ihre Lieblingskabarettisten, von denen sie überzeugt sind, dass die sich schon eingehend genug mit der jeweiligen Materie beschäftigt haben.

Welche Bedeutung haben Kabarettisten heute?
In Bayern haben die bekanntesten Kabarettisten inzwischen einen Stellenwert, der früher vielleicht den berühmteren Volksschauspielern vorbehalten war. Ein Polt, ein Schleich, eine Monika Gruber haben heute eine Bedeutung, wie früher ein Gustl Bayerhammer, Max Griesser oder Ernie Singerl. Dabei wird aber der Begriff „Kabarettist“ heute immer schwammiger. Weil „Kabarett“ inzwischen für fast alles steht, was irgendwie lustig ist. Denn meistens wird dann etwas geboten, das ich eher mit „komödiantischer Folklore“ überschreiben würde.

Was unterscheidet denn „Kabarett“ von „komödiantischer Folklore“?
Bei der komödiantischen Folklore rammt die Zuschauerin ihrer Nachbarin den Ellenbogen begeistert in die Seite und sagt: „Genau, wie mein Mo dahoam!“ Beim Kabarett rammt die Zuschauerin ihrem Mann den Ellenbogen begeistert in die Seite und sagt: „Das tät der Nachbarin aber nicht gefallen!“

Termine in der Region:

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Foto: Martina Bogdahn

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