Deutschland & Welt

Bankenverband verlangt mehr Tempo bei Kapitalmarktunion


Foto: Skyline von Frankfurt / Main, über dts Nachrichtenagentur

Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) – Der neue Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, Christian Sewing, hat mehr Tempo bei der Schaffung einer europäischen Bankenunion und der Vollendung des Finanzbinnenmarktes gefordert. Das Ziel der Kapitalmarktunion stehe in den Wahlprogrammen mehrerer Parteien, die bei der Bundestagswahl im Herbst antreten, sagte Sewing, der auch Chef der Deutschen Bank ist, der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe).

„Jetzt müssen wir es durchfechten.“ Es sei klar, dass die Vollendung des Projekts noch einige Jahre dauern werde. Deshalb wies Sewing auf die Bedeutung von Zwischenschritten hin wie der Ausweitung von Verbriefungen. Derzeit sei der Verbriefungsmarkt in den USA etwa zehnmal so groß wie der in Europa.

Um den großen Abstand zu den US-Wettbewerben zu schließen, der sich seit der Weltfinanzkrise aufgetan hat, fordert Sewing zudem „eine wettbewerbsfähige Regulierung für Gesamteuropa, damit wir nicht verschiedene Liquiditäts- und Kapitalvorschriften in jedem europäischen Land haben“. Auch ein Wechsel der Geldpolitik würde mehr Chancengleichheit bedeuten und sei wichtig für die Bürger. „Für die Altersvorsorge braucht es positive Zinsen“, so Sewing. Mittelfristig wünscht sich Sewing einen Aufbruch zu mehr Integration in Europa, auch um die Folgen der Pandemie zu bekämpfen.

„Deshalb brauchen wir aus meiner Sicht eine Agenda 2030 für Europa, nach dem Vorbild der Agenda 2010 für Deutschland.“ Dazu gehöre, dass es mehr Mehrheitsentscheidungen in der Europäischen Union gebe und eine klare Wirtschaftspolitik. „Dafür braucht es in gewissen Fragen Kompromisse, die auch Deutschland eingehen muss, damit wir vorankommen können.“ In der Bewältigung der Corona-Folgen und dem Umbau der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit und Digitalisierung sieht Sewing eine große Chance der Banken als Vermittler privaten Kapitals.

Die vergangenen Monate seien eine „absolute Ausnahmezeit“ gewesen „mit Blick darauf, wie der Staat die Wirtschaft gestützt hat“. Das müsse enden. Man könne mit Blick auf die Staatsverschuldung nicht einfach so weitermachen. „Staatsgeld war als Akutmedizin für die Wirtschaft während der Pandemie richtig, aber darf nicht zur Droge werden“, mahnte Sewing.

Als Präsident des Bankenverbandes vertritt er seit dem 1. Juli rund 180 private Banken in Deutschland.

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