Studie: Erzieher in Kitas haben höheres Infektionsrisiko
Berlin (dts Nachrichtenagentur)
Erzieher in Kindertagesstätten haben ein höheres Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren.
Das zeigt eine Analyse des bundesweit tätigen Kita-Trägers Fröbel, über die die „Welt“ (Freitagausgabe) berichtet. Das Unternehmen, das 197 Kitas und Horte in zehn Bundesländern betreibt, hat seit Beginn der Pandemie im März 2020 erhoben, wie viele seiner 4.200 Angestellten sich mit Corona infiziert haben.
Fast an allen Standorten des Sozialunternehmens liegt die Rate der positiv Getesteten deutlich über dem Wert für die bundesdeutsche Gesamtbevölkerung von rund 2,6 Prozent. So haben sich von den 1.424 Angestellten in Nordrhein-Westfalen im Verlauf der Pandemie 5,3 Prozent infiziert, von den 906 Mitarbeitern in Berlin 6,6 Prozent. In Bayern (198 Mitarbeiter) betrug die Infektionsquote 3,0, in Schleswig-Holstein (217 Mitarbeiter) 7,4 Prozent.
In Brandenburg arbeiten 770 Erzieher für Fröbel, 6,7 Prozent von ihnen haben sich in den letzten Monaten infiziert, im Corona-Hotspot Lausitz sogar 11,3 Prozent. Für die Fröbel-Gruppe sind die Ergebnisse alarmierend. „Unsere Beschäftigten bezahlen gerade mit ihrer Gesundheit für die Notbetreuung“, sagte Geschäftsführer Stefan Spieker.
Seit November gebe es eine deutliche Zunahme der Infektionen. „Wenn jetzt selbst die Kanzlerin sagt, dass die neue Virusvariante auch unter Kindern ansteckender sein könnte als bisher angenommen, dann müssen wir doch handeln.“ Er fordert vor allem ein schnelles Impfangebot.
Das würde nicht nur das Personal in Kitas, sondern auch die Familien der betreuten Kinder schützen, sagte er. Einen zügigen Impfstart fordert auch Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, der ebenfalls bundesweit Kitas betreibt. Erzieher gehörten richtigerweise zu den priorisierten Berufsgruppen, da ohne die Notfallbetreuung in den Kitas auch medizinisches Personal und andere für die Eindämmung der Pandemie wichtige Beschäftigte ausfielen. „Kitas gehören damit nicht nur zu den systemrelevanten Einrichtungen, sondern Erzieherinnen und Erzieher sind auch in besonderem Maße gefährdet, sich zu infizieren“, sagte Schneider der „Welt“. Krippen- und Kleinkindbetreuung funktioniere nur mit körperlicher Nähe. „Hier kann keine Plexiglasscheibe helfen.“ Einen echten Lockdown habe es für die Kitas ohnehin nie gegeben, sagte Schneider. Selbst unter den aktuellen Bedingungen der Notfallbetreuung hätten viele Einrichtungen eine Auslastung von über 50 Prozent. Gleichzeitig seien die Ausfallquoten hoch, sodass Personal und Einrichtungen schon lange an den Grenzen der Belastbarkeit arbeiteten. „Es ist daher auch nicht nachvollziehbar, dass ausgerechnet Kitas sowohl bei der Ausstattung mit Masken als auch bei der Teststrategie bisher vielerorts weitgehend außen vor waren.“